«Dallas» und Haferflocken

Martin ist zum Rotzen zumute

Ich als Freiburger

Von Martin Jost

Martin

Martin (vorne links im Bild) inhaliert. Das soll ja gut sein. • Archivfoto aus dem Winter 2007.

Freiburg. (mjeu/majo) Ich bin entsetzlich krank. Seit Tagen ist mein Leben aus der Bahn, ich verlasse nicht das Haus außer um in die Apotheke zu gehen und verlasse kaum das Bett außer um DVDs zu kucken. Es ist so schrecklich. Und ihr seid alle schuld.

Martin K-B hat in seinem Artikel zum Tag des Händewaschens in der letzten Woche ja schon feinfühlig aber bestimmt darauf hingewiesen: Wenn unbescholtene Bürger auf einmal krank werden, dann sind sie nicht selbst schuld und es war auch nicht der Herbst; DU solltest dich an die Nase fassen (oder besser eben nicht), wenn du zu der Menschheitsmehrheit gehörst, die sich nicht mal nach jedem Klogang die Hände wäscht.

Ja zugegeben, krank feiern ist auch nicht nur schlecht. Man kann ohne schlechtes Gewissen von früh bis spät Kultserien auf DVD anschauen. Ich habe jetzt endlich «Dallas» von Anfang an kennen gelernt. Das habe ich früher schon immer gesehen, wenn ich krank war: Im Vormittagsprogramm des ZDF. Sonst war man da ja in der Schule. Und «Dallas» ist recht liebenswürdig: für die Achtzigerjahre hat es ziemlich verworrene Intrigen-Plots und dabei gilt noch das alte Credo (und das ist heutzutage Balsam für jeden Serienkucker): am Ende jeder Folge ist das Gute obenauf.

Das h

Das hätte ich nie von mir gedacht: Ich habe einen Kranich georigamit.

Noch besser als «Dallas» habe ich nur die Parodie in «Hallo Spencer» in Erinnerung. In der Folge »Wir spielen Dallas« laufen alle Dorfbewohner mit Texashüten umeinander und bohren die Erde an auf der Suche nach Flaschen reinsten Speiseöls.

Apropos »Wir spielen Dallas«: Die Energieversorgerin badenova, deren größter Anteilseigner die Stadt Freiburg ist, hat in einer Pressemitteilung am Freitag (23. Oktober 2009) bekannt gegeben, dass der Kauf des Riesen-Energieversorgers Thüga AG unter Dach und Fach ist. Ich kann an dieser Stelle schlecht erklären, was die Thüga ist und warum es so gut ist, dass wir Freiburger uns jetzt einen winzig kleinen Anteil daran gekauft haben. (Ich habe es vergessen.) Aber meine kurze und bündige Einführung in die komplexe Materie findest du in meinem Artikel: Fresssack Stadt Freiburg.

Dallas

Aber zurück zu mir: Leiden macht egozentrisch. Ich möchte an dieser Stelle noch um Mitleid bitten, weil ich richtig, richtig krank bin. Das weiß ich immer dann, wenn ich Kräutertees trinken für eine gute Idee halte statt mein Gesicht zu verziehen und lieber zu verdursten. Zweitens erwachen in mir Appetit auf klassische Krank-im-Bett-Menüs (d. i. Haferflockenbrei, hauptsächlich) und ich werde nostalgisch. Deshalb räume ich meine »Benjamin Blümchen ist krank«-Kassette (Folge 54) auch nie richtig weit weg. Aber zwischen an die 300 verbrauchten Taschentüchern (ich übertreibe nicht; die Großpackungen kann man ganz gut zählen) und anderthalb Tuben Eukalyptusölkiefernnadelölmenthol-Salbe, die ich mir durch die Nase gezogen habe, war auch Zeit für Neuentdeckungen: Ich habe zum ersten Mal Heinrich Heines «Harzreise» gehört (sehr cool, wie ätzend witzig er alle Göttinger disst) und Goethes »Neue Melusine«, als kostenlose Hörbuch-Podcasts von der Deutschen Welle. Und ich habe «Nick & Norah’s Infinite Playlist» geschaut. Dreimal. Das heißt, einmal den Film selbst und zweimal verschiedene Audiokommentare. Dazu kommt man ja sonst nicht. Guter Film. Quasi ein Remake von George Lucas’ «American Graffiti». Aus der Zeit von Rock’n Roll und Langwelle übertragen in die Zeit von Indie-Rock und iPod. Vor einigen Jahren, als End-Teenager, hätte ich ihn sofort in meinen Kanon der Lieblingsfilme aufgenommen. Womit wir wieder bei Nostalgie wären.

Spezialrezept für leckeren Haferflockenbrei

Spezialrezept für leckeren Haferflockenbrei: Vier Zuckerwürfel in eine große Müslischale geben. Mit Haferflocken das untere Drittel der Schale füllen. Milch dazu geben, bis die Milch ein Drittel Füllhöhe über den Haferflocken steht. Bei mittlerer Stufe zwei Minuten in der Mikrowelle quellen lassen, umrühren und noch einmal zwei Minuten erhitzen.

Aber denk nicht, ich werde weich und vergesse, wer schuld ist an der Misere: Du Nicht-Händewascher in verschworener Gemeinschaft mit dem Klima dieser Stadt. Ja, Freiburg hat eine Mitschuld. Ich weiß überhaupt nicht, warum alle immer das Wetter hier so loben. Und das wundert mich nicht nur vom Standpunkt des Wintermögers und Schneevermissers aus, der ich bin. Selbst für Sonnenlieber muss es doch widerlich sein: Diese Schwüle. Dass die Luft hier immer klebrig feucht ist und auf der Stelle schwebt. Und in den kalten Jahreszeiten das gleiche in grün: Nicht einfach kalt, sonder feucht kalt. Nasse Kälte, die einem unter jede Zwiebelschalenschicht kriecht und einen frieren macht. In Freiburg ist nie gutes Wetter für die Bronchien. Aber dass wir uns alle plötzlich in geschlossene Räume verkriechen und Heizungsluft atmen, die unsere Abwehrschleimhäute ausknockt ist nur das halbe Problem. Die andere Hälfte seid ihr Mit-Infekt-in-die-Arbeit-und-die-Uni-Schlepper. Als wäre das eine Tugend, andere teilhaben zu lassen an seinen Keimen. Wenn ich euch erwische! Das beste, was ihr machen könnt, ist euch zu Hause zu verrammeln und euch endlich mal auszukurieren. Ich kann auch ein paar gute DVDs für die Zeit empfehlen.

3 Kommentare

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