Weimar. (mjeu) Ich vergesse langsam, welche Bücher aus meinem alten Bücherschrank ich schon gelesen habe und welche nicht. Ich hatte mal den Anspruch, mein Regal von Links nach Rechts durchzulesen, aber bevor ich das halb geschafft hatte, war Schule zu Ende und Heimat aus.
Ich bin heute mit dem Daumen an meinem alten Bücherregal lang gefahren und versuche, mich zu erinnern, wie ich die Bücher fand, als ich sie gelesen habe. (Teil 1 zuerst lesen…)
8.) Friedrich Ani: Durch die Nacht, unbeirrt. VB +–
Sehr gut: Titelbild, Titel (atmosphärisch), Stimmung. Starker Tobak vom Autor von German Angst und Tatort-Drehbüchern: Es geht um verliebte Teenager und Missbrauch. Der Held Mingo verliebt sich in Isa, die von ihren Eltern in Kinderpornos verwurstet wird. Oder irgend so etwas ist bei mir hängen geblieben. In der elften Klasse gelesen, damals als Preis für irgendeinen Sozialkunde-Wettbewerb bekommen.
9.) Ottokar Domma: Der brave Schüler Ottokar; Ottokar, das Früchtchen; Ottokar, der Weltverbesserer. (Sammelband.) QB +
Intelligente und zum Schreien lustige Satire für Kinder. Heute eine Quelle über den DDR-Schulalltag und ein Staunen machendes Zeugnis für was alles in einer Diktatur durchgehen kann, wenn der Schriftsteller intelligent ist.
10.) Benjamin Lebert: Crazy. VB –
Seinerzeit den Kinofilm zuerst gesehen, nachträglich das Buch gelesen. Kinofilm lieber gemocht. Ich fand, der bringt die Gefühle von quälender Jugend besser auf den Punkt, weil er im Gegensatz zum Roman über autobiographisches Berichten hinaus geht. Dem Buch gehörte eine handwerkliche (ja, literarische) Erzählstruktur aufgestülpt.
11.) Ellen Leroe: Immer Ärger um Dojo. (Übersetzung von Monkey Trouble. Übersetzer nicht angegeben. Buch zum Film.) VB –
Mal in der Grundschule gelesen, weil ich auf die Hauptdarstellerin stand. Buch nicht so gut. Jahre später Film im Fernsehen gesehen. Glaub, auch nicht so gut.
„Mit vielen farbigen Fotos aus dem Film.“
12.) Christobel Mattingley: Asmirs Flucht. VB –
Engagiert und alles. Wahre Geschichte über einen Jungen in einer Flüchtlingsfamilie. Aber nicht plastisch vermenschlicht, nicht genug abstrahiert, taugt nicht als Metapher.
13.) Hans Weber: Bin ich Moses? VB +–
Überraschend authentisch und einfühlsam erzählter DDR-Jugendroman über die Liebe eines jungen Auszubildenden zu einer Gymnasiastin, die in einer etwas anderen Welt lebt. Mit allen Erwachsenwerde-Problemen, die er sonst noch um die Ohren hat, ziemlicher Stress für den Helden Moses. Spart (so erinnere ich es jedenfalls) auch Alltagstristesse im Arbeiterstaat nicht aus.
14.) Elisabeth Zöller: Und wenn ich zurückhaue? VB –
Habe ich das wirklich zur Grundschulzeit gelesen? Der Buchrücken sagt, ja. Der Klappentext sagt, irgendwas mit Gewalt in der Schule. Dann würde endlich etwas unternommen. Ich kann mich nicht mal mehr erinnern, was. Schlechtes Zeichen. Kann ja nicht so spannend gewesen sein.
Im ersten Viertel des Buchs steckt ein Flugzeuggepäckschild von United als Lesezeichen. Das gibt mir einen Hinweis, wer zuletzt darin gelesen hat. Das wäre dann eine literarisch sensible Pädagogin. Dass sie nicht mal bis zur Hälfte gekommen ist, gibt mir recht: Demnach kann Und wenn ich zurückhaue? weder erzählerisch noch didaktisch bei der Stange halten.
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