Universelle Einleitung für
(geisteswissenschaftliche) Hausarbeiten
Tiefgründigkeit wird in Abgrenzung zu und zu Ungunsten einer übersichtsartigen, oberflächlichen Betrachtungsweise unverhältnismäßig bevorzugt.
Wenn wir uns vor Augen führen, wie viel es für jeden Einzelnen von uns zu lernen und zu verstehen gibt; wenn wir einsehen, wie viele Erfindungen und Ideen die Menschen kraft ihres Vorstellungsvermögens geschaffen haben; wenn wir uns klar machen, wie viele Abenteuer wir binnen unseres kurzen Lebens in unserem Kopf unternehmen könnten – dann bedeutet jeder längere Aufenthalt bei nur einem Gegenstand, in nur einem Thema, eine sträfliche Vernachlässigung von Millionen smarten Geistesblitzen und schöneren Werken.
Dass Generationen von Gelehrten Shakespeare erforschen, hat weder eine geheime Botschaft in seinen Stücken zu Tage befördert noch uns enthüllt, wer dieser Mann war. – Dass romantische Liebe es uns wert ist, unverhältnismäßig konsequent Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, kann aber ein Schüler beim ersten Lesen von «Romeo und Julia» verstehen.
Seit Jahrtausenden beschäftigen Menschen sich mit Homer. Was sein Name bedeutet oder in welchem Jahrhundert er gelebt hat, können wir aber noch immer nicht mit Sicherheit sagen. Auch haben wir kein Rezept gegen Neid, Krieg und eingeschnappte Götter gefunden. – Den zeitlosen Wert einer guten Erzählung und die Kunstfertigkeit von atemloser epischer Lyrik kann dagegen jeder erfassen, der die «Ilias» und «Odyssee» bloß überfliegt.
Und schließlich wissen wir nicht: Warum kann ein kleines schwarzes Kleid ein Phänomen werden? Warum wird eine beliebige Schauspielerin wie Audrey Hepburn zu einer Ikone, die besondere Saiten in ihrem Publikum anschlägt? Und warum konnte Truman Capote die Verfilmung seiner Novelle nicht ausstehen? – Jeder halbwegs aufmerksame Filmzuschauer aber kann aus «Frühstück bei Tiffany» lernen:
Der Zuwachs von intellektuellem Mehrwert aus einer längeren Beschäftigung mit einer Disziplin nimmt exponentiell ab. Was ein Verfasser einer Doktorarbeit dem kollektiven Geiste in fünf Jahren Arbeit hinzugefügt hat, kann ein Laie ohne Vergrößerungsglas überhaupt nicht wertschätzen.
Vor diesem Hintergrund bitte ich Sie meine Hausarbeit zu beurteilen. Mein Unwille, einen ganzen Arsch voll Lebenszeit auf dieses spezielle und unwesentliche Thema aufzuwenden, liegt nicht in erster Linie begründet in Abneigung gegen Ihr Fach, sondern in unbändiger Neugier auf und in Liebe zu allem anderen, das es in dieser unserer hirnekitzelnden Welt zu entdecken gibt. Ich bin sicher, Sie haben dafür Verständnis.
Ich möchte hinzufügen, dass ich leider nicht dazu gekommen bin (oder in diesem Leben dazu kommen werde) Michel Foucault zu lesen. Ich danke Ihnen aber für den Literaturhinweis.
Auch noch:
- Fertig werden: Du studierst ja immer noch
- Protokoll: Wenn Martin schon mal wissenschaftlich arbeitet …
- Vom Leben gelernt: Martinprinzipien
ich will dich motiviern und überhaupt, finde deinen blog aba nicht soho übersichtlich. soll ich unter „kurzmitteilung“ meine motivationszeile runterrocken? dort werde ich woanders weitergeleitet. jedenfalls möchte ich dich ganz säha motviern, so: go go go, yo yo yo!
speaking of which, habe ich überhapt ne deadline for ze imagez of ze lemmingz?
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Wenn du fragst: Heute!
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Jetzt weiß ich, was du mit „Kurzmitteilung“ meinst. Das ist das Genus des Artikeltyps (welche WordPress vorgibt). Wenn du auf „Kurzmitteilung“ (bzw. “Aside”) klickst, kommst du mutmaßlich zu einer Übersicht aller als „Kurzmitteilung“ einsortierten Posts.
Ja, ich muss tatsächlich mal aufräumen. Aber wer hat die Zeit? Ist halt ein organisch gewachsenes Biotop. Hier, ein Stadtplan für dich.
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