Donnerstag
Regionalbahn aus Staufen nach Freiburg. Zwei Bundespolizisten laufen durch den Wagen und suchen sich jemanden zum Kontrollieren aus. Neue Taktik: Sie steuern nicht auf die am ausländischsten aussehende Person im Wagen zu, sondern bitten einen Mann, der ganz unscheinbar aussieht, um seinen Ausweis.
Einem Facebook-Freund von mir ist das in der letzten Woche auch passiert. Vielleicht ist die Rationale so: „Alle Ausländer in Deutschland müssten wir nach Jahren des Profiling eigentlich durch haben. Kontrollieren wir doch mal die anderen.“
Einer der beiden Polizisten versucht es ein paar Mal telefonisch bei seiner Dienststelle, bis er einen Kollegen erreicht. Er gibt Name und Geburtsdatum des Kontrollierten durch. Den Namen buchstabiert er laut und deutlich.
Wenn ich unterstelle, dass ich der am weitesten vom Geschehen entfernt sitzende Passagier war, der die Einzelheiten des Telefonats gerade noch verstehen konnte (und ich konnte außerordentlich gut mithören), dann befanden sich sieben Personen innerhalb des Hörbar-Perimeters, die jetzt die persönlichen Daten des Mannes kennen.
„Und wie aktuell ist das?“, fragt der Polizist am Telefon, bedankt sich und legt auf.
„Haben Sie gefährliche oder verbotene Gegenstände dabei?“
„Nein.“
Die beiden Beamten lassen den Mann seine Jackentaschen ausleeren. Einer zieht schwarze Handschuhe an und beginnt, seine Umhängetasche zu durchsuchen. Der Mann muss auch seine Jacke ausziehen und zum Absuchen an die Polizisten aushändigen. Sie sind gründlich.
Der Mann murmelt irgend etwas von wegen umständlich oder so.
„Sie wissen doch genau, warum wir so ein Theater machen!“
„Ja, aber das ist schon Jahre her!“
„Jetzt bleiben Sie mal ganz cool, ist ja schon vorbei. Schöne Fahrt noch.“
„Danke gleichfalls.“
Mehr Personenkontrollen:
- Die Meta-Demo: Der Reporter zeigt mal seinen Ausweis bitte
- Wahlkampf nachts: Dürfen Sie das?
- Toleranz-Randale: Vandalen zur Einweihung
Kontrollen wegen Hautfarbe sind jedenfalls erst einmal nicht mehr erlaubt.
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