Freiburg • martinJost.eu
Die Wählerverenigung Junges Freiburg e.V. wird wahrscheinlich spätestens im August aufgelöst sein. Das ist zumindest der Plan des Vorstands. Teil der Begründung, die die BZ zitiert, ist der Wunsch „diese Rechtsform nicht länger zu strapazieren“.
Heißt konkret: Im Verein sind schon lange nicht mehr genug aktiv, um ihn künstlich am Leben zu erhalten. Eine anbrandende Welle aus Jugendbeteiligungs-Konjunktur ist nicht in Sicht. Junges-Freiburg-Gründungsmitglied Markus Meyer schreibt: „Als wir die Philosophie von Junges Freiburg entwickelt haben, legten wir immer großen Wert darauf, dass wir ein Projekt sind. Ein Projekt hat einen Anfang und auch ein Ende.“
Ich glaube, dass die Auflösung von Junges Freiburg der richtige Schritt zur richtigen Zeit ist. Als ehemaliger Vorstand, der zum Fördermitglied gealtert ist, habe ich keine Aktien mehr in dem Verein. Wäre ich aber heute Vorstand, würde ich das gleiche einleiten und wäre ich noch stimmberechtigtes Mitglied, wäre ich für die Auflösung.
Ich glaube, dass Junges Freiburg ein geniales Projekt war, das seine Zeit hatte, als Jugendliche noch das tranige, langsame Gremium Gemeinderat erklimmen mussten um auf Augenhöhe mit den alten demokratischen Institutionen über ihre Lebenswelten zu verhandeln und Projekte umzusetzen. In der aktuellen, internet- und social-media-geprägten Beteiligungswelt haben sie eine eigene Öffentlichkeit, können ökonomisch Lobbyarbeit vollbringen und sind frei von Schwellenangst, solange sie sich auf ihrem home turf, dem Web 2.0, politisch beteiligen können.
Bestes Beispiel ist ArTik, das selbstverwaltete Jugendzentrum unter dem Siegesdenkmal. Junges Freiburg hat als Rathauspartei die alten Pfade der langsamen Kommunalpolitik beschritten und die Türen aufgestoßen, damit so ein Projekt realisiert werden kann. Aber die Aktiven zusammen getrommelt, die Ehrenamtlichen gefunden, die Infrastruktur aufgebaut und gezeigt, wie so ein Jugend- und Kulturzentrum funktionieren kann – das haben Jugendliche außerhalb eingefahrener Institutionen.
Die Satzung, die sich Junges Freiburg gegeben hat, ist nicht nur ein Dokument der notwendigen Vereinsmeierei, sondern enthält viel von der Idee der Jugendinitiative und des Projekts, das Junges Freiburg im Kern immer war. „Wir wollen nicht alles anders, aber vieles jünger machen … wir glauben nicht, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben“ – Junges Freiburg nahm sich heraus, unkonventionell, authentisch und ehrlich zu sein – eine Strategie, die heute auch die Piraten sympathisch macht und als Retter aus der Politikverdrossenheit erscheinen lässt.
Im Folgenden dokumentiere ich die Satzung, mit der als Grundlage Junges Freiburg im Wesentlichen seit 1999 arbeitete und von der ich hoffe, dass sie nicht das letzte Programm einer politischen Initiative war, das ihre Grundhaltung atmet.
→ Direkt zu: Präambel • Vereins-Zweck • Regelungen zur Auflösung
Auch noch:
- Offener Brief: Junges Freiburg will sich auflösen, aber nicht alle halten das für eine gute Idee
- Badische Zeitung: Meldung vom 17. Juli 2012
- Markus Meyers Blog: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge
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