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Das Jahr hat 52 Wochen. Heute beginnt Kalenderwoche 30.
Ich bin hinter dem Zeitplan. Ich habe dieses Jahr erst 26 Bücher zu Ende gelesen. Und da sind dünne Bücher, Hörbücher und Graphic Novels schon mitgezählt. Ich muss also etwas aufholen, damit ich Ende des Jahres nicht in Vorsatzstress gerate.
Das sind die Bücher, die ich seit Januar zu Ende gelesen haben, mit einer kurzen Einordnung oder Bewertung:
Ulf Salzmann: «Weimarer Flausen» Kurze Cartoons aus twitterlangen Alltagsbemerkungen. Zwischen gut beobachtet bis flach und pointenfrei.
— Zugeklappt (@zugeklappt) January 8, 2012
Theodor Storm: »Die Regentrude« / »Der kleine Häwelmann«: Schreibtischmärchen und dabei so treffende Bilder wie in einer alten Mythologie.
— Zugeklappt (@zugeklappt) January 10, 2012
Jens Ferber: «30 Minuten für erfolgreiche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit»: Knapp, aber erstaunlich veraltet (rät noch zu PMs via Post!)
— Zugeklappt (@zugeklappt) January 13, 2012
Raoul Schrott: «Homers Heimat» Rhetorisch starke Studie, wenn auch mit Agenda. Schwer durchzustehen: die langen Abschnitte über Geografie.
— Zugeklappt (@zugeklappt) January 30, 2012
Hermann Hesse: «Der Steppenwolf» Kitschig, klischeedurchsetzt, anbiedernd und am Schluss eskaliert das Absurde. Am schlimmsten: Nicht lustig
— Zugeklappt (@zugeklappt) January 30, 2012
„Für jede dumme und humorlose Veranstaltung sind Sie zu haben, […] für alles, was pathetisch und witzlos ist!“ — «Steppenwolf» Suhrk’07S.228
— Zugeklappt (@zugeklappt) January 30, 2012
«Dinge geregelt kriegen …» (@kathrinpassig & @saschalobo): Mein neues heiliges Buch. Kurzweilig und pointiert; macht verstanden fühlend.
— Zugeklappt (@zugeklappt) February 4, 2012
Art Spiegelman «In the Shadow of no Towers» Assoziative Trauma-Collagen, Essay über Geschichte des Comicstrips + alte Exponate – Goldschatz.
— Zugeklappt (@zugeklappt) February 4, 2012
Heinz Strunk: «In Afrika» Versteckt erzählerische Qualität auf den letzten paar Seiten. Bis dahin Nabelschau, schwerer Fall von Chronologie.
— Zugeklappt (@zugeklappt) February 10, 2012
Friedhelm Schwarz: «Wenn das Reptil ins Lenkrad greift. Warum Gesell…» Polemisch und voller populärwissenschaftlicher Allgemeinplatz-Belege.
— Zugeklappt (@zugeklappt) February 10, 2012
Hans Jonas: «Der Gottesbegriff nach Auschwitz» Moderne Gottesvorstellung, spannend. Leider in verschwurbeltem, Professorendeutsch verschütt.
— Zugeklappt (@zugeklappt) February 28, 2012
Aristoteles: «Poetik» So was wie der hippokratische Eid der Schriftsteller. Original kaum bekannt. Auseinandersetzung sollte Pflicht sein.
— Zugeklappt (@zugeklappt) February 28, 2012
Harry G. Frankfurt: »On Bullshit« Beispielhafte logische Analyse, die Lesern für eine ganze Weile das Sprach- und das Logikdenken schärft.
— Zugeklappt (@zugeklappt) February 29, 2012
Heraklit: Fragmente (übers. v. Bruno Snell) Heraklit war der erste Twitterer. Wobei überlieferte Zitate nur unfreiwillig Aphorismen sind.
— Zugeklappt (@zugeklappt) February 29, 2012
Peter Handke: PUBLIKUMSBESCHIMPFUNG u. andere Sprechstücke: Gar nicht mal prätentiöse Feuilletons für die Bühne. Amoklauf der Vorbemerkung.
— Zugeklappt (@zugeklappt) March 25, 2012
Michaela Karl: «Wir brechen die zehn Gebote und uns den Hals. Zelda und F. Scott Fitzgerald. Eine Biografie» ★★★✩✩
— Zugeklappt (@zugeklappt) April 10, 2012
Stewart O’Nan: «Wish you were here» Psychologisch großartig. Eine Woche in den Köpfen einer authentischen Familie. ★★★★✩
— Zugeklappt (@zugeklappt) April 24, 2012
Ildikó von Kürthy: «Mondscheintarif» Novelle ohne Handlung. Unverdünntes Klischeekonzentrat. Gepresst witzig. Aber am Ende gute Moral. ★★✩✩✩
— Zugeklappt (@zugeklappt) July 3, 2012
Hergé: «Tim & Struppi» Bd. 21+1 »Flug 714 nach Sydney« Bunte, witzige Abenteuergeschichte vom alten Schlag; Sehr filmische Grafik. ★★★✩✩
— Zugeklappt (@zugeklappt) July 3, 2012
Luise Reddemann & al.: «Trauma» Aufklärungs- und Selbsthilfebuch für seelisch Traumatisierte. Praxisnah und z. Glück selten esoterisch ★★★✩✩
— Zugeklappt (@zugeklappt) July 3, 2012
Chester Brown: «Paying for it» Ehrliche Autobiografie eines Freiers + Pragmatisches zu Liebe heute. Überflüssig bis falsch: Der Anhang ★★★★✩
— Zugeklappt (@zugeklappt) July 3, 2012
Clemens Meyer: «Gewalten» Prätentiöse, aufdringlich derbe, handlungsfreie und siffige Geschichten. Qual. + eine Hunde-Miniatur (nett). ★★✩✩✩
— Zugeklappt (@zugeklappt) July 17, 2012
Craig Thompson: «Habibi» Schwül, voll, pathetisch, gnadenlos und lehrreich. Große Imitation v. 1001 Nacht u. perfekt gewürzte Erzählung★★★★✩
— Zugeklappt (@zugeklappt) July 22, 2012
William Shakespeare «The Tempest» Versöhnliche Komödie, erzählerische Fingerübung—und bescheidene Verbeugung des Dichters zum Abschied?★★★✩✩
— Zugeklappt (@zugeklappt) July 22, 2012
George Orwell «Down and Out in Paris and London» Maßgebliche Sozialreportage über Arme in europäischen Großstädten zwischen den Kriegen★★★✩✩
— Zugeklappt (@zugeklappt) July 22, 2012
Arthur C. Doyle:«A Study in Scarlet» Sherlock Holmes’ Originstory. Fabelhafter Mormonen-Diss, breite Erzählung und veritabler Thriller.★★★★✩
— Zugeklappt (@zugeklappt) July 22, 2012
Hergé: «Tim im Lande der Sowjets» Vollendete Kunst des Cliffhangers in einer hanebüchen chauvinistischen Propagandastory. ★★★✩✩
— Zugeklappt (@zugeklappt) July 22, 2012
Auch noch:
- Bücherstapel: Ich lese anders
- Rückblick: Alle 2011 gelesenen Bücher
- Nichts wegschmeißen: Elektronischer Lesestapel
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