Link macchiato – Frühstückslektüre
Es ist Sonnabendfrüh. Die Zeitung ist schon alle, aber Kaffee ist noch da. Höchste Zeit, das Internet anzuwerfen und zu hoffen, dass sich dort drin noch was zu lesen findet. – Eine gute, altmodische Linksammlung für deine Frühstückslektüre.
Linksammlung für den 25. Mai 2013
Schaum
Wir wissen jetzt, wie die Mutter aus «How I met your Mother» aussieht. Und CBS macht sogar eine Hashtagkampagne aus #wemetthemother. • serienjunkies.de
Schamhafte Dinosaurier: „Niemand darf je hiervon erfahren.“ • The Perry Bible Fellowship
Ich habe ständig eine Variation dieses Traums. Und ihr? Meines Wissens sind wir wenige. • The Doghouse Diaries
Das Top Secret Drum Corps aus Basel beim Royal Edinburgh Military Tattoo 2012. Den Auftritt bis zu Ende ansehen macht high. • BBC-Show auf Youtube
Dilberts Underling so: „Ich habe mit dem Projekt nicht begonnen, weil ich Sie vorher noch was fragen wollte. Ich habe wieder nicht gefragt, weil ich nicht mit dem Projekt beginnen will.“ – Dilbert so: „Ich will Ihre Fragen nicht hören, weil ich dann auch mit dem Projekt loslegen müsste.“ – Ich erkenne mich auf beiden Seiten wieder. • Dilbert vom 17. Februar 2013
Milch: Lieblingsschriftsteller
Ich habe mich mit der Festlegung auf eine Lieblingsautorin oder einen Lieblingsautor mein Leben lang zurückgehalten. Einerseits aus Gründen der Fairness: Es sind mutmaßlich so viele großartige Werke über die Literaturgeschichte verteilt, dass man sie selbst bei strengster Auswahl nicht alle lesen kann. Mehrere von nur einem Autor lesen oder sogar ein einzelnes mehrmals erscheint wie eine schwer zu rechtfertigende Bevorzugung. Zudem hat sich noch niemand qualifiziert, mein persönlicher Lieblingsautor zu werden.
Ich sage nicht, dass es einem Kandidaten leichtfallen wird, mich zu überzeugen. Die dauernde Ausschreibung steht aber im Raum. Der junge Mann (der leider viel zu jung gestorben ist – Pluspunkt für ihn, denn gegenüber lebenden Zeitgenossen bin ich extraskeptisch), der sich derzeit im Bewerbungsverfahren befindet (ich treffe zu diesem frühen Zeitpunkt keine voreiligen Aussagen über seine Chancen – wir sind erst seit gut fünf Büchern miteinander bekannt), macht sich vorläufig ganz gut. Ich spreche natürlich von David Foster Wallace.
Meine Laudatio anlässlich seines Geburtstags im letzten Jahr erschien auf fudder:
»Dieses Jahr wäre David Foster Wallace 50 geworden. Der Autor und vielleicht klügste amerikanische Kopf des Jahrhunderts starb 2008. In seinen Büchern kann man sich gleichzeitig verstanden fühlen und verzweifeln. Wie das Carl-Schurz-Haus am Montag an DFW erinnert und uns spitz auf seine Texte macht:
›Zwei Fische schwimmen so durchs Wasser, da kommt ihnen ein älterer Fisch entgegen und ruft: „Moin Jungs! Wie ist das Wasser so?“
Die beiden jungen Fische schwimmen noch ein Stück vor sich hin, verdutzt, und schließlich fragt der eine Fisch den anderen: „Was zum Teufel ist Wasser?“‹
David Foster Wallace hat die smarte Anekdote an den Anfang einer Abschlussrede gestellt, die er vor Studenten hielt (und die als “This is Water” / „Das hier ist Wasser“ erschien). Die Welt ist komisch und eigentlich ganz schön absurd. Wir sehen es bloß nicht mehr, weil wir zu sehr damit beschäftigt sind, jeden Tag normal zu wirken.«
«This is Water» ist jetzt als Kurzfilm umgesetzt worden – in einer gekürzten Fassung, aber gelesen in der Stimme von DFW persönlich.
Die Publikation von «This is Water» verdanken wir dem Willen der Nachlassverweser, auch den letzten Fetzen von Wallaces Schaffen posthum zu publizieren. Dem verdanken wir jetzt auch die Veröffentlichung seiner Abschlussarbeit in Philosophie samt einordnenden Aufsätzen von Kollegen. Schwere Lektüre, wie Deutschlandradio urteilt, und damit kein Text für Schmökerpublikum wie mich. Dem Vernehmen nach ist Wallace aber nichts Geringeres als die Widerlegung einer angesehenen Fatalismustheorie aus seinem Feld gelungen.
„David Foster Wallace schaffte es mit seiner College-Abschlussarbeit, die taylorsche Fatalismus-Theorie zu widerlegen. Hierzu war allerdings ein Kraftakt notwendig: Er musste spezielle Symbole, Notationsweisen und logische Operatoren ganz neu definieren, weil die vorhandenen, philosophischen Werkzeuge nicht ausreichten.“
— ebenda (via Karola)
Schön zu hören, dass DFW jedenfalls in diesem Feld das verdiente Selbstbewusstsein nicht abging. Er hat die Philosophie nicht einfach nur auf Abschluss abgehakt, sondern er hat sie gerockt. Noch schöner, dass er sich trotzdem dafür entschieden hat ein verunsicherter, nervöser und neurotischer Schriftsteller zu werden. Fatalismus?
Nicht gerade einen Schwerpunkt auf Wallaces Zeit als Philosoph legt D.T. Max in seinem biografischen Essay für den «New Yorker». Er bringt aber die Weltsicht des Schriftstellerphilosophen auf den Punkt: “Life is an intellectual game and words are the pieces on the board.” Ich bin gespannt auf Max’ ausführliche Wallace-Biografie in Buchform, «Every Love Story is a Ghost Story».
Das Magazin «Harpers» hat eine Reihe von David Foster Wallaces Essays und Kurzgeschichten veröffentlicht. Nach seinem Tod haben sie ein Online-Dossier mit den verfügbaren Texten eingerichtet. Ich empfehle alle. Zum Einstieg aber vielleicht:
Tennis, Trigonometry, Tornadoes: A Midwestern boyhood •
Ticket to the Fair •
Shipping Out •
The Depressed Person •
Laughing with Kafka •
Brief Interviews with Hideous Men
• Tense Present: Democracy, English, and the wars over usage.
Ich halte euch auf dem Laufenden und gebe an dieser Stelle bekannt, wenn er wieder eine Hürde in der Qualifikation zum Lieblingsschriftsteller aller Zeiten genommen hat.
Kaffee
Medienkritik: Leere Presseplätze und Liveticker über Beate Zschäpes Fashion Choices.
→ heise Online: »Von Mikrofonen und fliederfarbener Bluse« (via Ann4Bold)
Ehemann der bayerischen Sozialministerin ist Psychiatrie-Arzt – und verdiente Haufen Geld mit Arbeiten eines Insassen.
→ SPIEGEL Online: »Seltsame Geschäfte: Haderthauer-Gatte handelte mit Modellautos aus Psychiatrie«
Wäre er mal lieber beim ESC angetreten: Der Komponist des niederländischen Königslieds zieht es zurück. Ihn haben Spott und Häme verletzt.
→ Badische Zeitung: »Welle aus Spott – kein Lied für den König«
Berlin. Wo sich Kieze jetzt schon für Biomärkte zu fein sind …
→ Berliner Zeitung: »„Das zerstört die Gegend für Jahrzehnte“«
US-Präsident Obama scheint sich vertan zu haben, als er in einer Rede von einer „Jedi-Gedankenverschmelzung“ faselte. Nerds waren sprachlos: Jedis aus «StarWars» kontrollieren Gedanken – Vulkanier aus «StarTrek» verschmelzen Bewusstseine. Jetzt weist Transnerd Chris Peterson den Normalnerds nach: Obama weiß mehr über «StarWars» als ihr!
“Far from being a mistake, mixed metaphor, or slip-of-the-tongue, Obama’s extemporaneous invocation of „Jedi Meld“ was precisely on point, simultaneously displaying his nuanced and considerable command of the finer details of both actor-network theory and the Star Wars: Expanded Universe. Instead of mocking him from the comfort of our replica X-wing armchairs, as nerds and citizens we should be honored and awed by a commander-in-chief who offhandedly deploys such concepts in the public discourse.”
→ MIT Center for Civic Media: »Sorry, Nerds, but Obama was right about the Jedi Meld (and Metaphysics)«