Zur Frage der Lebensdaten des Catull befindet Paul Thielscher†: „XX Jahre Lebenszeit dürfte richtig sein […] Catull dürfte also infolge seines lüderlichen [sic] Lebens seinen frühen Tod gefunden haben […] ‚Wie Zwillinge auf einem Liegesofa liegend‘ ist kaum ein Laster, sondern zeugt nur für das Vertrauensverhältnis der beiden bedeutenden Menschen; wäre es ein Laster, dann hätte es auch Catull geübt, als er c. 50 mit Licinius Calvus dalag […] Der Vorwurf ist kindisch und spricht für einen Unreifen unter 20.“ [Sp. 443; Hervorhebung von mir.]
Prosopographische Lebenszeitbestimmung auf Basis der Interpretation, dass dieser Catull sich kindisch äußere? Und wie alt war der Altphilologe, der ihm hier die Zunge raus streckt? – Knapp 80. Oh.
Auch noch:
- Fertig werden: Martin studiert nicht mehr lange
- Die zwei Könige: Eine süffige Geschichte aus Sparta
- Das ultimative Lexikon: Die RE auf Wikisource
Live von der Hausarbeitenfront.
Einen gepflegten wissenschaftlichen Diskurs, den lob ich mir.
So verteidigt der Autor des Artikels über Vitruv in «Paulys Realenzyklopädie der classischen Altertumswissenschaft» [Band IX A1 (1961), Sp. 427–462] diesen gegen Anfeindungen von Catull – Vitruv habe nicht nur mit Caesar Poposex gehabt („coitus per podicem und per os“ [Sp. 441]), sondern auch noch als der Vordere; und neun weitere Anwürfe – mit der klassischen rhetorischen Formel „Selber, selber, lachen alle Kälber!“
In einem Lexikon liest sich das so: „Bei genauer Betrachtung lösen sich alle 10 Laster in blauen Dunst auf […] erfunden sind sie nicht, aber sie entstammen dem Leben des Catull, und er schwingt sie bewußt als lügnerische Waffe wider seinen Gegner“ [Sp.445].
Darauf – und jetzt wird es zu gut – schaltet der Herausgeber des Lexikonbandes eine Fußnote ein: „Die obige moralische Reinwaschung des V.-Mamurra durch den Verf. scheint mir zu weit zu gehen. Caesars Offiziere haben […] sicher nicht wie die Karthäuser gelebt […] Im Übrigen hat das mit seiner Bedeutung als praefectus fabrum und architectus gar nichts zu tun.“
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