Bis man aus einem Land mit Infrastruktur beispielsweise nach Bayern zieht, kann man sich kaum vorstellen, wie die Menschen da leben, so ohne Öffentlichen Nahverkehr. Wir dachten also: Dies ist die Bundesrepublik der zwei Geschwindigkeiten. Es wird eben noch ein bisschen dauern, bis man auch im Südosten den ganzen Tag öffentlich fahren kann und bis es günstige Zeitkarten gibt. Der Trend aber geht ja wohl Richtung Zukunft!
Klar, dass die öffentliche Daseinsvorsorge in Vorleistung gehen muss. Es braucht zuerst die nützlichen und zuverlässigen Verbindungen, bevor ein Autofahrer es wagt, mal den großen Zeh in eine Bahn zu halten. Nun müssen wir vernehmen, dass der Stadtverkehr hier in Rosenheim in der Krise steckt, vielleicht vor dem Aus? Von Corona hat er sich nicht wieder erholt. Nach dem Notfallfahrplan wegen Pandemie gilt jetzt der Notfallfahrplan zwengs Geld. Und verfasst ist der Stadtverkehr als selbstfinanzierter Eigenbetrieb.
Nun ist Rosenheim mit 63.000 Einwohner*innen ein bayerisches Oberzentrum. Knapp 24.000 Einpendler fahren täglich zur Arbeit nach Rosenheim, ungefähr halb so viele verlassen die Stadt täglich zum Arbeiten in Richtung München. Wenn man die Staus in den Rush-Hours sieht, ist es kaum vorstellbar, dass der ÖPNV nicht stärker ausgebaut wird. Gar nicht vorstellbar, dass er sogar zurückfährt.
Aber was sagen wir, wir haben schon Unmögliches gesehen. Wir haben sogar schon Busse auf Schwarzwaldhochstraßen wenden sehen. Wenn ihr das hier in einem fahrenden Bus lest, sind wir neidisch und wünschen viel Spaß.
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Ich habe ein bisschen Angst vor der Antwort, aber: Bin ich eigentlich bayerischer Staatsangehöriger oder deutscher Staatsangehöriger mit den Rechten und Pflichten eines Bayern? #Migration #Leitkultur
Gut geschrieben der Woche
„Selbst die Ärztin, die mir mit einem Ultraschallgerät über meinen Bauch strich, sprach dabei über Syrien: Pässe, Grenzen, Politik – als Vertreterin der syrischen Sache musste ich all ihre Fragen beantworten, auch wenn mir dabei die ersten Herzschläge meiner Tochter entgingen.“
Dima Al-Bitar Kalaji: »Habe ich es geschafft?«
In: «Aus Politik und Zeitgeschichte» 30–32/2020, »Wir schaffen das«
Die aktuelle Ausgabe des «APuZ» der Bundeszentrale für politische Bildung beschäftigt sich mit dem Satz des Jahrzehnts, „Wir schaffen das“. Dima Al-Bitar Kalaji schreibt in ihrem Beitrag sehr persönlich, wie sehr ihre Identität nach vielen Jahren in Deutschland immer noch auf ihre syrische Herkunft zusammengedrückt wird. Und nicht nur das: Wenn sich herausstellt, dass sie lange vor dem Sommer 2015 nach Deutschland gekommen ist, empfindet sie oft auch noch eine Herabstufung zu einem Nichtmal-richtiger-Flüchtling. Dima Al-Bitar Kalajis Artikel findet sich hier, die ganze APuZ-Ausgabe könnt ihr hier kostenlos lesen.
Zitat der Woche

Ichbotschaft der Woche

Wir lesen die Geschichte von „Hr. Fort Transit Campingbus“, der 1991 auf die Welt kam und viel erlebt hat. In seinem Brief erzählt er aus seinem Leben: Was er gern isst (Diesel), was er für einen Charakter hat („Bin ein gemächlicher, jedoch kraftvoller Wagen“) und auch, dass er schon das ein oder andere Zipperlein auskuriert hat (Stichwort: Einspritzpumpe).
Viel mehr Dinge, die in der ersten Person reden, findet ihr unter ichbotschaften.com.
Track der Woche
Waldsteinsonate von Beethoven. Wie ein Platz im Schatten an einem heißen, schwülen Sommertag. Happy Birthday Johann Sebastian Beethoven.
Vorschau der Woche
Die nächste Folge «Der Woche» gibt es am 7. August.
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