Sonntag ist der letzte Tag beim DOK.fest @home. Schnell noch drei Tipps zum Streamen:
Endlich Hinterwäldler: «The Last Hillbilly»
Idylle kann so hässlich sein! Die Kinder von Brian Ritchie fahren Trecker, spielen im Wald, beerdigen tote Fische und sitzen abends am Lagerfeuer. Sie sind aber auch arm. Sie leben in den Appalachen in Kentucky, in einer Region, in der der brutale Kohleabbau in den letzten Jahrzehnten unrentabel wurde und einen Landstrich voller Erwerbsloser zurückgelassen hat.
Nicht nur die Häuser der Menschen sehen abgewohnt und ein bisschen gammelig aus, die ganze Landschaft wirkt irgendwie fertig.
Ritchie hat den größten Redeanteil im Film und steuert auch Off-Kommentare bei. In seinem breiten Hillbilly-Slang erweist er sich als sehr eloquent. Hinterwäldlerklischees macht er sich geradeaus zu eigen und wendet sie zu einer Identität, die er mit Stolz ausfüllt. Seine Einsichten über den Wandel seiner Heimat seit der Zeit, in der seine Eltern und Großeltern gelebt haben, sind pointiert und fatalistisch. «The Last Hillbilly» lebt von den Erzählungen des „letzten Hinterweltlers“. {505}
Bouzgarrou, Diane Sara; Jenkoe, Thomas (2020):
The Last Hillbilly.
Weitere Beteiligte: Produzent: Jean-Laurent Csinidis. Diane Sara Bouzgarrou und Thomas Jenkoe (Regie). Stream. Frankreich, Qatar. Online verfügbar unter https://www.dokfest-muenchen.de/films/view/23351
Wozu Kompromisse? «Amazonen einer Großstadt»
Eine ehemalige kurdische Guerilla-Kämpferin, eine Mixed-Martial-Arts-Kämpferin, oder Irmela Mensah-Schramm, die seit Jahrzehnten Nazi-Graffiti übermalt – Frauen, die kämpfen, porträtiert Thaïs Odermatt in Berlin. Indem sie immer wieder Bezug nimmt auf den Amazonen-Mythos, vervielfacht sie programmatisch das Bild von sehr entschlossenen Frauen. {506}
Odermatt, Thaïs (2020):
Amazonen einer Großstadt.
Weitere Beteiligte: Produzent: Brigtte Hofer. Thaïs Odermatt (Regie). Stream. Deutschland, Schweiz: maximage. Online verfügbar unter https://www.dokfest-muenchen.de/films/view/22952
Guten Abend, gut’ Nacht: «To the Moon»
«To the Moon» ist eine Collage aus alten und sehr alten Filmen – viele davon stumm – in denen der Mond eine mehr oder weniger große Rolle spielt. Aufgefüllt sind die historischen Bilder mit neuen Aufnahmen vom Mond.
Der Soundtrack besteht aus instrumentaler und Popmusik, die thematisch passt, sowie aus Lyrik und Zitaten von Sprechern.
«To the Moon» ist der perfekte Film, den man spät nachst, müde und beschwipst, ansehen will. {503}
O’Sullivan, Tadhg (2020):
To the Moon.
Tadhg O’Sullivan (Regie). Stream. Irland: Inland Films. Online verfügbar unter https://www.dokfest-muenchen.de/films/view/24335
Komm aufs DOK.fest
Das Filmprogramm beim Münchner DOK.fest 2021 kannst du noch bis 23. Mai online streamen. Ein Einzelticket gibt es ab sechs Euro, der Late-Bird-Festivalpass kostet 50 Euro (anstatt 70).
Beim DOK.fest 2021 haben wir gesehen:
- Amazonen einer Großstadt
- Amerikas Arktis – Ein Paradies in Gefahr
- Cuban Dancer
- Ein Clown, ein Leben
- Conquest of the Ruins
- Fury
- Gorbachev Heaven
- Hinter den Schlagzeilen
- Jano & Shiro, A Brothers’ Journey
- Die Kundin
- The Last Hillbilly
- Monobloc
- The Silence of the Tides
- Soldaten
- To the Moon
- Warum kann der Teufel nicht schön sein?
- Die Welt jenseits der Stille
- Wem gehört mein Dorf?
- Der wilde Wald