«Fury» ist das Porträt einer Mixed-Martial-Arts-Fighterin, die mit ihren Eltern und dem alkoholkranken Bruder 200 Kilometer von Warschau entfernt lebt. Sie will Amateurweltmeisterin werden und möglichst Profi in einem heftigen Kampfsport, in dem man fast keinen Schutz trägt und in dem Verletzungen von den harten Tritten und Schlägen die Regel sind.
Aleksandra ist nicht nur im Ring brutal, sondern auch zu sich selbst. Vor allem, wenn sie trainiert. Auch ihr Trainer ist hart zu sich und zu ihr. Beide setzen die anderen Beziehungen in ihrem Leben für Aleksandras Ziel aufs Spiel.
Bei Gelegenheit müssen wir mal über Klischees in Filmen über Menschen, die in Plattenbauten leben, reden. Großaufnahmen von polnischen Müttern, die ins Leere starren, sind so eine Sache. Und Protagonistinnen, die unter einem bleigrauen Himmel durch ihr Viertel stapfen.
Bleigrauer Himmel, Plattenbauten
Man muss in einer Doku nicht Szenen nachstellen, wie das bei «Lovemobil» für einen Skandal sorgte. Zum Lesen von Dokus gehört das Wissen, dass sie bewusst erzählen und das Ergebnis von Tausenden Entscheidungen sind, wie die Geschichte erzählt werden soll. Welche Establishing Shots oder Inserts die Szenen verbinden, steuert stark die Stimmung der jeweiligen Szene. Und zwar auch die Entscheidung, in was für Farben man seine Protagonistin durch ihre osteuropäische Plattenbausiedlung gehend zeigt. Ja, mag sein, dass die Bilder, die uns auffielen, ganz gut Aleksandras Gemütsverfassung in dem entsprechenden Teil der Erzählung treffen. Aber die leere, deprimierende Umwelt als Spiegel des Innenlebens der Protagonistin stach uns sehr ins Auge und ist ein ziemlich aufdringlicher Topos.
Das Ende ist über jeden Klischeevorwurf erhaben. «Fury» endet nicht mit dem Traum vom Sieg, zu dem Sportlerfilme sich oft hochschrauben, sondern mit der Banaliät der Niederlage. Drei Jahre, nachdem seine Heldin nicht nur ihren Titel verliert, sondern auch noch gesperrt wurde, sucht der Film sie wieder auf. Dass sie noch am Leben ist und endlich wieder kämpfen will, ist das wahre Happy-End.
Kasior, Krzysztof (2021):
Fury.
Krzysztof Kasior (Regie). Stream. Polen: FILM FRAME – THE WLADYSLAW SLESICKI FILM FOUNDATION. Online verfügbar unter https://www.dokfest-muenchen.de/films/view/25042
Komm aufs DOK.fest
Das Filmprogramm beim Münchner DOK.fest 2021 kannst du noch bis 23. Mai online streamen. Ein Einzelticket gibt es ab sechs Euro, der Late-Bird-Festivalpass kostet 50 Euro (anstatt 70).
Beim DOK.fest 2021 haben wir gesehen:
- Amazonen einer Großstadt
- Amerikas Arktis – Ein Paradies in Gefahr
- Cuban Dancer
- Ein Clown, ein Leben
- Conquest of the Ruins
- Fury
- Gorbachev Heaven
- Hinter den Schlagzeilen
- Jano & Shiro, A Brothers’ Journey
- Die Kundin
- The Last Hillbilly
- Monobloc
- The Silence of the Tides
- Soldaten
- To the Moon
- Warum kann der Teufel nicht schön sein?
- Die Welt jenseits der Stille
- Wem gehört mein Dorf?
- Der wilde Wald