Eine moderne Demokratie, die offen ist für Streit, unterschiedliche Auffassungen und Lebensformen und für die ständige Veränderung ihrer Verfahren und Institutionen: Das meinte der Philosoph Karl Popper mit seinem Begriff „Offene Gesellschaft“. Die offene Gesellschaft ist zum geflügelten Wort geworden, aber Politiker benutzen es oft in einem sehr engen Sinne: als Synonym für ‚Einwanderungsgesellschaft‘. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Podcast-Kritik
Die Podcast-Reihe «Serial» wird mit hohem journalistischen Aufwand recherchiert, von Radiomachern exzellent produziert und schließlich hervorragend erzählt. Drei Segnungen des Internets kommen in ihr zusammen: Der Trend zur Serie; der Trend zur literarischen Nonfiction; und das Podcast.

Screenshot: serialpodcast.org. Das Headerbild stammt von Drew Patrick Miller via unsplash.com (CC-Zero).
Die gerade abgeschlossene 2. Staffel erzählt die Geschichte von Bowe Bergdahl. Bergdahl war als US-Army-Soldat in Afghanistan stationiert und überlebte fünf Jahre in Taliban-Gefangenschaft. 2014 wurde er gegen die Freilassung von fünf Guantanamo-Insassen ausgetauscht. Bergdahl hat zugegeben, mit voller Absicht eines Nachts aus seinem Stützpunkt getürmt und in feindliches Territorium spaziert zu sein. Die amerikanische Öffentlichkeit hat nicht die beste Meinung von ihm. Diejenigen, die eine Anklage und Verurteilung als Deserteur fordern, werden ihren Wunsch wohl bekommen. Donald Trump et al. sagen relativ unverhohlen, dass Bergdahl eine standrechtliche Hinrichtung verdient habe. Bowe Bergdahl hat eine gut überlegte Erklärung dafür, warum er damals durchgebrannt ist. Weiterlesen
50 mal »alma*« auf Uni-TV
Freiburg. (mjeu/majo) »alma*« (wie in alma mater) nennt sich das Magazin von Studenten für Studenten, das im Uni-TV-Programm auf dem Kanal von TV Südbaden zu sehen ist. Die knapp zehnminütigen Sendungen sind auch als Video-Podcast erhältlich. Im April erschien Folge 50.
Mit Unterstützung des New-Media-Centers der Universitätsbibliothek erstellen Studenten Bildbeiträge über das Leben in Freiburg und rund um die Universität. Manchmal gibt es Interviews mit Prominenten zu sehen, die in Freiburg aufgetreten sind oder kleine Reportagen stellen ehrenamtlich oder kulturell engagierte Freiburger Studenten vor.
Pro Monat gibt es nur eine neue Sendung und die einzelnen Ausgaben sind seit dem Start des Programms rapide kürzer geworden. Öfter als nicht sind die Beiträge schlecht gesprochen und häufig kommt der Learning-by-Doing-Aspekt noch in der Mache der Sendungen zum Ausdruck. Unabhängig davon sind viele Beiträge schon Monate im Schnitt gewesen, bevor sie abgeschlossen und Teil der Sendung werden.
Aber als Fernsehsendung, in der Freiburger regelmäßig in Stichproben Einblick in das Leben im Dunstkreis der Uni erhalten, ist »alma*« einzigartig. Und dafür, dass es bloß in einem Spartenkanal im Kabel läuft, ist die Zahl der erreichten Zuschauer verhältnismäßig groß: Als ich in Folge 8 von Dezember 2005 zu sehen war, wie ich auf Radio Dreyeckland »Fausto – Das Uni-Theater-Magazin« moderierte, wurde ich überraschend oft von Arbeitskollegen und Fremden angesprochen, die mich gesehen hatten. Das hängt mit TV Südbadens Ausstrahlungspraxis zusammen, dank derer einzelne Sendungen tagelang stündlich wiederholt werden, so dass jeder Zapper mit Kabelfernsehen früher oder später darüber stolpern muss.
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Autoren machen Filme?
Die Podcast-Kritik
«Creative Screenwriting» Podcast
Freiburg. (mjeu/majo)• Joachim Hammann wie Robert McKee vertreten die Ansicht, dass für einen Film niemand anderes als der Drehbuchautor maßgeblich verantwortlich ist. Ohne Drehbuch kein Film. Regisseur hin oder her, der Autor ist der »Macher« eines Films.
Die These berechtigt auch das Angebot des «Creative Screenwriting» Magazines, einer Art Hollywood-Handwerksblättle, in dem erfolgreiche Drehbuchautoren und wer sonst etwas über ihr Handwerkszeug zu sagen hat, zu Wort kommen. Dem Mehrwertangebot dieser Zeitschrift verdankt die Welt das «Creative Screenwriting» Podcast, das sich kostenlos zum Abonnieren unter anderem im iTunes-Store findet. Jeff Goldsmith, ein Herausgeber der Print-Zeitschrift, zeichnet wöchentlich ein Interview mit dem Autor eines aktuellen Films auf, das er meistens direkt nach der Aufführung genau dieses Films führt. In den regelmäßig über eine Stunde langen Audio-Podcasts kommt auch das jeweils anwesende Publikum dazu, einige Fragen zu stellen.
Eine Stunde oder mehr, in denen der Drehbuchautor (und im Mittelpunkt stehen ganz explizit immer die Drehbuchautoren) ausführlich von ihren Lehrjahren, ihrem Einstieg ins Filmgeschäft und der literarischen Arbeit am jeweiligen Drehbuch erzählen – das ist Gold. Meistens finden die Sondervorstellungen mit Interview statt und die Podcast-Episode erscheint, bevor der jeweilige Film in Europa angelaufen ist. Das macht das Zuhören manchmal etwas anstrengend, wenn explizit über Szenen in dem aufgeführten Film gesprochen wird. Aber trotzdem taugen die Interviews auch sehr zum Vorbereiten auf das Anschauen eines Films. Sie schärfen den Blick für die Detailarbeit, mit der er produziert wurde und machen neugierig auf manchen Film, der im europäischen Vertrieb unter geht und der einem vielleicht nicht im Kino unterkommt.
Die März-Episoden waren Interviews mit den Autoren von «Gomorrah», «Watchmen», «I Love You Man», «The Last House on the Left» und «The Great Buck Howard». Im April gab es ein Interview mit Jody Hill, dem Autor von «Observe and Report», in derselben Woche, in der auch in Elvis Mitchells Talk-Radio-Sendung «The Treatment» auf KCRW interviewt wurde, die übrigens auch als Podcast erhältlich ist.
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