Archiv der Kategorie: Sturm atmen

Die Freiwehr-Soap

Sturm atmen – Letzte Folge


Sturm atmen –

Die Freiwehr-Soap

Folge 12

Von Martin Jost

Was bisher geschah: Nick will Paul endlich los werden.

Paul: Das ist keine gute Idee.

Nick: Doch. Das ist die beste.

Paul: Du solltest jetzt nicht allein sein.

Nick: Doch, ich muss jetzt allein sein.

Paul: Aber ich bin hier im Auftrag deiner Mutter.

Nick: Gehen Sie jetzt bitte. Weiterlesen

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Sturm atmen (11)


Sturm atmen –

Die Freiwehr-Soap

Folge 11

Von Martin Jost

Was bisher geschah: Wer hat an der Tür geklingelt?

Nick: Mal kucken.

Sergio: Bonschorno.

Nick: Hallo. Weiterlesen

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Sturm atmen (10)

Sturm atmen –

Die Freiwehr-Soap

Folge 10

Von Martin Jost

Was bisher geschah: Paul will Nick erzählen, wie er seine Mutter anbaggerte.

Paul: Ich sagte zu ihr: „Was denken Sie?“ – Sie drehte sich um und sah fragend aus. Ich sagte ihr, dass ich der Künstler bin. Sie fragte, warum sie denn etwas denken müsse. Unbedingt. Sie sei noch damit beschäftigt, etwas zu fühlen. Und wäre das nicht in Bezug auf Kunst viel, viel wichtiger? Erwischt. Da hatte sie mich in jedem Sinne erwischt. Um mich war es geschehen. Sie war wacher als ich. Deine Mutter ist sehr klug.

Nick: Aha.

Paul: Ja. Sie ist klüger als ich, als Künstlerin. Da wundert es mich, dass sie so eine kalte Arbeit leistet. Diese Drehbücher, die sie schreibt. Für Fernsehserien und Musikvideos. Das ist reines Handwerk. Drehbücher sind doch keine kreativen Werke. Es sind Fahrpläne für Regisseure und Techniker. In einem Drehbuch steckt so viel künstlerischer Ausdruck wie in einem Eisenbahn-Fahrplan. Was meinst du?

Nick: Ich weiß auch nicht.

Paul: Ich finde, sie vergeudet da was. So einiges. Herwarth Walden sagt: „Der Künstler hat ein Bild zu malen und nicht einen Wald; es ist ferner Angelegenheit des Ochsen, einen Ochsen zu schaffen, und nicht Angelegenheit des Malers.“ Und „ein Bild ist aber nur schön, wenn es überhaupt nicht an ein Bild erinnert. Sonst ist es nämlich eine Abbildung.“ Das kannst du alles nachlesen. Kennst du Friedell?

Nick: Nein.

Paul: Deine Mutter macht Bleistiftskizzen für Abbildungen. Sachen, die abbilden. Ein Handwerk. Sie vergeudet ihr Talent. Hast du auch manchmal Angst, dass sie auf diese Art ausblutet?

Nick: Eigentlich nicht.

Paul: Ich glaube – und ich habe sehr viel über deine Mutter nachgedacht – ich glaube, dass sie das spürt, dieses Ausbluten, diese Verschwendung. Aber sie projiziert. Sie sucht an der falschen Stelle nach dem Leck. Ich glaube, dass sie sich gesagt hat, ich sei nicht gut genug für sie. Dass sie sich an mich verschwendet. So fühle ich mich in der letzten Zeit.

Du kennst deine Mutter besser als ich, Nick. Hast du das Gefühl, was ich sage, könnte stimmen? Hat sie sich irgendwie anders verhalten in der letzten Zeit?

Nick: Also ich… wirklich…

Paul: Es hat geklingelt. Erwartest du jemanden?

Nächstes Mal in »Sturm atmen«: Die letzte Folge vor der Sommerpause! Extralang! Wer hat an der Tür geklingelt?

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Prozess, Teil, Werk

Kunst-Stück des Monats

Freiwehr. (mjeu) Willkommen im Juni! Unsere Reihe Kunst-Stück hat diesen Monat ein grandioses Schmankerl zu bieten: Ein Werk, noch in der Staffelei abgelichtet, von Paul Pretens, in Freiwehr ansässiger Maler. Ein Werkstattbericht sozusagen.

Paul Pretens: »D.I.K.K.« Acryl (Tempera) auf Karton. Freiwehr 2009.

Paul Pretens: »D.I.K.K.« Acryl (Tempera) auf Karton. Freiwehr 2009.

Erdige, jedenfalls warme Grundtöne: Der Hintergrund ist aus Ocker-bis-Orange-Tönen, klare senkrechte Pinselstruktur, den Vordergrund besetzen intensiv blaue Figuren: Quadrate zumeist, aber mit abgerundeten Ecken. Nur auf den ersten Blick sind die alle gleich: manche sind eckiger als andere, manche haben ausgefranste oder verlaufene Ränder, wieder andere haben ein wirbeliges Muster oder der Hintergrundton scheint durch sie hindurch. Sie sind vielfältig, sie sind scheinbar willkürlich angeordnet, durcheinander, aber doch gruppiert, wie es menschliche Gruppen sind. Soziale Quadrate. Sind das wir?

Wenn dem so wäre, wären die rundlichen, welligen blauen Wolken, die nur teilweise und nur in den rechten Ecken ins Bild reichen, das Fremde. Groß und nicht ganz zu sehen, unverstanden. Rund und weich scheinbar, aber gleichzeitig bedrohlich weil mächtig massiv. Die eine Wolke fährt etwas aus, was fast wie ein comichafter Kussmund wirkt. Ist das eine Kontaktaufnahme? Findet Verständigung statt zwischen uns, die wir von den Quadraten symbolisiert werden, und den Wolken? Wohl eher nicht, denn nirgendwo sind die Quadrate eisiger, schärfer und eckiger als wo sie am nächsten an den rundlichen Dingern dran sind.

Ist das Fremde eine große Masse? Es ragt oben rechts und unten rechts etwas ins Bild. Seine Wölbung lässt ahnen, dass der weitaus größte Teil weit außerhalb des Bildes liegt. Aber gehören beide Teile zu ein und demselben Wesen? Oder sind es zwei unterschiedliche? Es ist nicht zu sehen.

Die Transpostmoderne hat das Surreale für sich entdeckt, aber nicht, ohne es voll Aussage zu stopfen.

Das ist abstrakt und doch eindeutig, das ist große Kunst!

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Sturm atmen (09)

Sturm atmen –

Die Freiwehr-Soap

Von Martin Jost

Folge 09

Was bisher geschah: Nick muss sich mit Pauls Besuch arrangieren.

Paul: He, keine Fangfragen, bitte. Ich will dir alle Fragen beantworten.

Nick: Ich reg’ mich nicht auf, keine Sorge. Ich kann mich über so Krams zur Zeit nicht richtig aufregen.

Paul: Achja. Reden wir doch über was dich jetzt beschäftigt.

Nick: Darüber wollen wir nicht reden. – Was hat sie sich damals für ein Bild von Ihnen angeschaut?

Paul: Ein Acrylgemälde. Sie stand davor und ich sprach sie an.

Nick: Was war es für ein Bild?

Paul: Äh ein Acrylgemälde, wenn ich mich richtig erinnere. Es war sandfarben und blau. Das sind meine Farben.

Nick: Wie, deine Farben?

Paul: Naja, es ist ein Farbmuster, mit dem ich gern arbeite. Leute erkennen meine Bilder an dem Kontrast von erdigen Farben mit Blau.

Nick: Leute erkennen deine Bilder? Heißt das, du bist irgendwie berühmt?

Paul: Naja deine Mutter stand jedenfalls vor dem Bild und sah es sich an. Sie hatte ihre Arme verschränkt und hielt ein Glas Rotwein in der rechten Hand.

Nick: Rotwein ist der beste.

Paul: Aber du kennst ja diesen schlechten Wein, den es bei Vernissagen immer gibt und Buchvorstellungen.

Nick: Nein.

Paul: Na jedenfalls hielt sie ihren Kopf schief. Abwechselnd so und so. Und das erste, was mir an ihr aufgefallen ist, war ihr Hals. Da musste ich mit ihr reden, das wusste ich. Hätte ich an dem Tag ihren Hals nicht gesehen, hätte sie ihr Haar nicht als Zopf getragen – ich hätte sie vielleicht nie angesprochen.

Nick: Das macht sie an Tagen, wo sie fettige Haare hat.

Paul: Aha.

Nick: Was war auf dem Bild?

Paul: Es war surreal. Surreal fand ich auch die Situation. Ich sagte zu ihr…

• Nächstes Mal in »Sturm atmen«: Was hat Paul gesagt?

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Sturm atmen (08)

Sturm atmen –

Die Freiwehr-Soap

Folge 08

Von Martin Jost

Was bisher geschah: Nick hat Besuch. Paul benimmt sich nicht gut.

Spezial Kakao.

Spezial Kakao.

Paul: Könnte ich was zu Trinken haben, bitte?

Nick: Ja. Was?

Paul: Einen Kaffee oder so?

Nick: Okay.

Paul: Was ist das?

Nick: Was?

Paul: Die Dose? Ist das auch Kaffee?

Nick: Das ist Kakao.

Paul: Achso. Hast du Kakao getrunken?

Nick: Manchmal. Wollen Sie lieber Kakao?

Paul: Nein danke. Kaffee.

Nick: Ich mag Kakao.

Paul: Mach dir ruhig einen, du musst nicht Kaffee trinken wegen mir.

Nick: Doch ist gut. Stark.

Paul: Ich mag ihn auch stark.

Nick: Wie haben Sie und meine Mutter sich kennen gelernt?

Paul: Bei einer Vernissage. Ich hatte eine Ausstellung.

Nick: Und sie ist gekommen?

Um sich Bilder anzukucken?

Paul: Naja und Objekte, Radierungen und so. Collagen auch.

Nick: Warum war sie da?

Paul: Was meinst du?

Nick: ich meine, ich wusste nicht, dass sie in Ausstellungen geht.

Paul: Sie hat gesagt, es sei auch nur so eine Phase von ihr. Dass sie Inspirationen suche.

Nick: Für ihre Drehbücher?

Paul: Irgendwie hatte sie beschlossen, dass sie sich Kunst ankucken wollte hier und da.

Nick: Wie lange ist das her?

Paul: Puh. Schwer. Mehr als ein Jahr, aber keine zwei. Nein, nichtmal anderthalb.

Nick: Sie hat mehr als ein Jahr einen Freund und hat mir noch nichts von Ihnen erzählt?

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Sturm atmen (07)

Sturm atmen –

Die Freiwehr-Soap

Von Martin Jost

Folge 07

Was bisher geschah: Paul steht in Nicks schwierigstem Moment auf der Matte.

Nick: Ob Sie und Mama zusammen ziehen ist Ihre Sache. Fragen Sie doch mal, wie ich es fände, mit Ihnen zusammen zu wohnen.

Paul: Also gut. Wie fändest du es, mit mir zusammen zu wohnen?

Nick: Keine Ahnung, wir kennen uns ja fast gar nicht.

Paul: Ich würde mich natürlich freuen, wenn wir uns vorher besser kennen lernen würden.

Nick: Und wenn wir uns nicht mögen?

Paul: Ich finde, du bist ganz schön defensiv. Gib mir doch wenigstens eine Chance.

Nick: Ich habe doch gar nichts gesagt.

Paul: Ich kann dir versichern, dass deine Mutter mich sehr mag. Gibst du nichts auf ihre Menschenkenntnis?

Nick: Sie werden schon ganz okay sein. Aber das ist im Moment wirklich nicht mein Hauptproblem.

Paul: Willst du nicht „Du“ sagen?

Nick: Soll ich auch „Papa“ sagen?

Paul: Nein, ich meine nicht, weil ich mit deiner Mutter zusammen bin. Nicht nur. Einfach so. Ich finde dieses „Sie“ allgemein überflüssig.

Nick: Fühlen Sie sich irgendwie alt, wenn man Sie „Sie“ nennt?

Paul: Ich finde es überflüssig.

Nick: Wie gesagt.

Paul: Wie gesagt. Das ist so eine Errungenschaft meiner Generation.

Nick: Was?

Paul: Dass wir uns von der Klassengesellschaft entfernt haben und Alter nicht mehr adelt.

Nick: Was ist das für eine Generation?

Paul: Wir wollten damals, dass das Individuum sich den Respekt seiner Mitmenschen verdient nicht durch Alter oder Klasse, sondern durch aufrechtes Denken und durch Leistung.

Nick: Ist ja nicht so viel übrig geblieben von.

Was war das bloß für eine Generation?

▲Woher kommt nur dieser Paul? Und wie alt ist er wirklich? Das und mehr in der nächsten Woche in »Sturm atmen«.

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