Du bist Junges Freiburg!
1. April 2009
»Freiburger brauchen eine Möglichkeit zum privaten Worshippen«

Das Wort »Amen« über der Tür macht die Gebetshäuschen kenntlich (Freiburg, Ecke Händel-/Okenstraße und Habsburgerstraße)
Freiburg. (mjeu/majo) Wer in Freiburgs Innenstadt eine plötzliche Notdurft von der weltlichen Sorte verrichten muss, kann eines der zahlreichen spacigen Münz-WCs ansteuern. Was aber, wenn ihn das urplötzliche Bedürfnis angeht, mit seinem spirituellen Höheren oder gar Schöpfer in Kontakt zu treten? Dafür wird er sich Ruhe und Privatsphäre wünschen. Und genau das sollen ihm zunächst 7 öffentliche Gebetshäuschen ermöglichen, für deren Bau sich Junges Freiburg heute einsetzt.
Wir sind mindestens so spirituell wie die Konkurrenz
Nachdem erst vor wenigen Wochen durch den Auftritt neuer Konkurrenten um die 48 Sitze im Gemeinderat der Schwerpunkt der politischen Agenda ein stückweit Richtung Desäkularisierung verschoben wurde, sagt Junges Freiburg: »Wir sind mindestens so spirituell wie die anderen Listen. Und wir haben den Finger erst recht am Puls der metaphysischen Herzen dieser Stadt!«
Klein, aber ungestört
Die geplanten Gebetshäuschen würden zu den bereits bestehenden Stadtmöbeln passen. Von außen würden sie unscheinbar wie jedes herkömmliche Münzklo aussehen, mit dem Unterschied, dass über der Eingangstür das Wort »Amen« steht. So sind sie kenntlich gemacht. Wer eintritt kann ganz privates »Worshipping« betreiben, wie man das laut den Jugendlichen bei Junges Freiburg jetzt landläufig neudeutsch nennt.
Natürlich ökumenisch
Die Gebetshäuschen sollen für alle Bürger und Besucher Freiburgs da sein, nicht nur für Christen, das versteht sich von selbst. So sind sie innen bewusst kahl und neutral gehalten. Wer auf einem Touchscreen »Christentum« als seine Religion auswählt, dem wird ein Kruzifix eingeblendet. Gleichzeitig ist aber in den Häuschen genug Platz für einen Gebetsteppich und ein Pfeil deutet nach Mekka. Hindus können – wie man das von Automaten für Handyguthaben kennt – ihr Prepaid-Karma aufladen, Katholiken können sich mittels Kreditkarte einen Ablassschein ausdrucken lassen. Und so weiter.
Testphase
Das erste derartige Gebetshäuschen steht bereits, und zwar an der Ecke Habsburgerstraße/Okenstraße/Händelstraße (unser Bild oben). Aufgrund technischer Probleme unter anderem mit der DSL-Leitung zu den Servern der verschiedenen Oberhäupter ist es aber zur Zeit leider nicht benutzbar. Bei einem erfolgreichen Ablauf der Testphase werden weitere solche Häuschen von der für Stadtmöblierung zuständigen Berliner AG errichtet werden.