Friedemann Vogel will verstehen, wie sich Kommunikation demokratisch gestalten lässt
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Studierende, die Friedemann Vogel kontaktieren wollen, können dem Juniorprofessor für Medienlinguistik selbstverständlich eine E-Mail schreiben. Aber sie müssen die Nachricht verschlüsseln. Ungewöhnlich? Umständlich? Eine Zumutung? Vogel findet eher erstaunlich, dass dies nicht längst gängige Praxis ist. „Als Lehrende sind wir Multiplikatoren“, sagt er – und möchte seine Kolleginnen und Kollegen ermuntern, ihren E-Mail-Verkehr ebenfalls abhörsicher zu machen. Ein Jahr nach Beginn der Enthüllungen des früheren US-amerikanischen Agenten Edward Snowden sei davon auszugehen, dass Geheimdienste die digitale Kommunikation vollständig auswerten. „Wir haben nicht gelernt, unsere Freiheits- und Grundrechte in der Digitalität zu verteidigen.“
Dieser Artikel erschien unter dem Titel »Linguistik ist Selbstverteidigung« in Ausgabe 3/2014 von «uni’leben». |
Persönliche Nachrichten zu verschlüsseln wäre ein erster Schritt zum Schutz der Privatsphäre im Netz. „Pierre Bourdieu hat die Soziologie als Kampfsport bezeichnet – im Sinne von Selbstverteidigung. Ich möchte Linguistik genauso sehen.“ In der ersten Sitzung seiner Seminare erklärt Vogel jeweils, welche Folgen die Überwachung von Kommunikation hat und wie man sich gegen sie wehren kann. In seiner Crypto-Sprechstunde und auf seiner Webseite gibt es zusätzliche Unterstützung.