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Fahndung nach Unbekannt

Sehr geehrte Person,

ich suche Sie, wenn Sie 2002 oder 2003 ein Foto von mir auf Ihrem entwickelten Film gefunden haben. Ihre Kamera, die Sie verloren hatten, befand sich damals kurzzeitig im Besitz von einer Kollegin und mir und wir fanden es witzig, uns mit je einem Schild mit der Aufschrift: „Wir haben deine Kamera gefunden“ zu fotografieren.

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Im Sinne der Initiative “Reclaim Social Media” strebe ich an, soziale Äußerungen von mir und personenbezogene Daten wenn nicht zu kontrollieren, dann doch zumindest in Kopie zu besitzen. Sie würden meinem Blog und mir eine große Freude bereiten, wenn Sie sich durch diesen offenen Brief angesprochen fühlen und mir eine Kopie meiner Fotos schicken. Weiterlesen

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Simone Ariane Pflaum

Simone Ariane Pflaum

Du bist Junges Freiburg!

Freiburg. (mjeu/majo) Am 7. Juni wurde Junges Freiburg wieder in den Gemeinderat gewählt, diesmal mit einem Sitz für Stadträtin Simone Ariane Pflaum. Jetzt geht es daran, uns in der neuen Besetzung zu finden, auszutesten, welche Koalitionen sich lohnen könnten, und möglichst nahtlos in unseren Themen aus dem Wahlkampf nachzuladen.

Ui, ist das alles aufregend.

Eine Bestandsaufnahme unseres Kernthemas Jugendbeteiligung zeigt: Die Strukturen sind angelegt, aber müssen unbedingt mit Leben gefüllt werden. Im neuen Gemeinderat soll auch das neue Jugendgremium ein Wörtchen mitzureden haben.

Links zum Jugendgremium

Aufbruchstimmung herrscht auch, wenn wir an unsere aktuelle Forderung nach einem zentralen Skateplatz für Freiburg denken. Die Zustimmung ist groß. Junges Freiburg hat die anderen Fraktionen des Stadtrats aufgefordert, gemeinsam Taten folgen zu lassen, damit es nicht bei Lippenbekenntnissen bleibt.

Knifflig

Natürlich haben wir auch die schwierigen Themen nicht vergessen: Das selbstverwaltete Jugendkultur-Zentrum »Jugenddenkmal« braucht nach dem Experiment »Z« ein neues Konzept.

Die Generationen müssen einander mehr gönnen: Der Jugend ein Recht auf Freiräume und Freizeitimprovisation, der Weisheit ein gesundes und sicheres Leben. Warum nicht Hand in Hand, wenn uns schon die Stadt gleichermaßen gehört?

Wir sind neugierig, was ihr darüber denkt. Was sind für euch wichtige Themen? Was haltet ihr für besonders schwierig? Was habt ihr für Ideen?

Ihr könnt mit diskutieren.

Weg 1: Schreib’ einen Kommentar direkt unter diesen Artikel!
Weg 2: Komm’ montags um 18:00 Uhr zu unserem Treffen im Rathaus!
Weg 3: Schreib’ eine E-Mail an martinjost@junges-freiburg.de !

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    Hab’ da ma’ ne Fraache

    Gedrucktes

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    Gedrucktes

    Jeder kennt sie, doch plötzlich ist sie weg: Weimar hat ein Original verloren

    Von Martin Jost

    Thüringische Landeszeitung vom 30. Dezember 2000

    Thüringische Landeszeitung vom 30. Dezember 2000

    Weimar. (tlz) Ich lebe in einer Stadt, der eigentlich etwas Entscheidendes fehlt.

    In Ordnung, das ist nichts wirklich Neues und damit haben alle hier sich längst abgefunden. Und man ist auch nicht undankbar hierzustadte, dass den 60 000 Mainstream-hungrigen Einwohnern nun endlich auch ein Kino gebaut wurde.

    Und doch fehlt etwas!

    Die Stadt hat ihr Original verloren. Immer gab es prägende Inventarstücke von Unterhaltungswert im Stadtbild: Hüppmarie, Walter der Trinker, – und das Original schlechthin, „die Olle“, wie sie von manchen genannt wurde oder, getreu ihrem eigenen Werbespruch, „Ich hab’ da ma’ ne Fraache…“. An dieser Stelle soll sie Eva getauft werden, denn zu einer Frau solch biblischen Alters gehört einfach ein biblischer Name.

    Sie sah aus wie 80 oder mehr. Mindestens ein Krieg und das Leben auf dem Land um die Stadt hatten ihrem Gesicht schon enorm zugesetzt, aus dem ein rosenstrauchartiger Bart wuchs. So lief sie durch die Fußgängerzone, sprach Leute an und offerierte auf charmanteste Art und Weise Äppel, Börnen, Feilschen, Dulben, Blümschen, Osterkloggen, Tschwetschen und sonstiges Leckeres. Jeweils eine ihrer kleinen Hände voll mit dem Angebot des Tages für fünf Mark. Sie zeichnete sich aus durch einen enthusiastischen Geschäftssinn, bot sogar Straßencafé-Insassen ihre Ware an – bis sie rausflog.

    Touristen waren bald die einzigen, die sie noch nicht kannten und die deshalb keinen großen Bogen um die kleine Frau schlugen. Die guten Menschen hatten Mitleid mit ihr, der Frau in dem verwaschenen grünen Steppmantel (bei Temperaturen von -25 Grad Celsius bis 29,9 Grad Celsius) oder dem rosa Schultütenkleid (ab 30 Grad Celsius) und gaben ihr ihre fünf Mark oder mehr, verweigerten aber die Ware. Das Obst lag in manchen Fällen (wer weiß wie lange) in der dunklen, schmutzigen Tasche mit den Rädern dran. Sie bot es mit den gleichen Händen an, in die sie sich an erkälteten Tagen zuvor noch geschnäuzt hatte. So faulig wie die Mirabellen, so trocken waren auch die Blütenpflanzen. Kein Wunder, denn bevor nicht alles ausverkauft war, dachte sie auch nicht daran, die fahrbare Tasche zu leeren.

    „Du blöde Sau!“, „Du Fresssack!“ oder einfach „Du Arsch!“, sagte sie dann zu den Schmähern. Auch zu kleinen Kindern, die ihre Füßchen wohlgezielt und mit Schwung auf Evas Hinterteil platzierten. Das war dann ein Ereignis.

    Ungefähr dann, wenn der Mittag angebrochen war, setzte sie sich auf eine Bank und vergaß sich im Verzehr ihrer Käsebemme. Das Ausruhen und Energietanken tat ihr eindeutig gut. Leider war sie so auch in einem recht verwundbaren Zustand und wenn sie dann von Kindern erspäht wurde, konnte sie zumindest nicht zurücktreten. War dann aber der letzte Krümel Brot geschluckt, ging es zurück auf Verkaufspatrouille.

    Das standhafte Weib verbrachte mindestens acht Stunden täglich im Stadtzentrum auf den Beinen. Jene Power verhalf ihr zum Status eines kleinen Mythos. Man fragte sich, wo sie her kam. Bürgerinitiativen folgten ihr abends über die Landstraße, um genau das herauszufinden.

    Niemand hätte sie als interessant bezeichnet wie vielleicht John Lennon, Schiller oder Napoleon. Trotzdem hätte ich lieber fünf Minuten lang in ihren Kopf geschaut als in den eines anderen.

    Nun ist sie weg. Seit dem Winter kommt sie nicht mehr. Vielleicht hat die Stadtreinigung ihr Innenstadtverbot auferlegt? Vielleicht ist sie einfach bloß irgendwo einsam gestorben? –

    Wie auch immer, meine Stadt braucht ein neues Original.

    • Was aus »Eva« wurde.

    •• Die verschiedenen Inkarnationen dieses Textes: »Original gesucht« und »Die Olle«.

    ••• Wie kam es zu diesem Text?

    Mein Text über ein Weimarer Original wurde 2000 zuerst in der Berliner Zeitung abgedruckt. Der zuständige Redakteur Martin Z. Schröder trieb mich zu starkem Redigieren an, so dass diese Fassung des Textes mit Sicherheit die kompakteste und prägnanteste ist – gleichzeitig ist es aber nicht meine Lieblingsfassung. Die Längen, die er entbehrt, enthalten viele Eigenheiten meines Schreibstils und ich mag daher zum Beispiel die Fassung aus dem ▲journal d’ami lieber – ohne, dass die perfekter wäre.

    Im Sommer 2000 hatte ich meinen ziemlich erfolgreichen Einstieg in den Nebenjob Zeitung schreiben. Die Berliner Zeitung bat mich nach einem Auftritt auf dem Kongress der Redenschreiber Deutscher Sprache um einen Beitrag für ihre Glosse Unterm Strich im Feuilleton. Ich bereitete einen Text vor, der auch in der BerlZ gedruckt wurde, ich brachte ihn aber auch in die Arbeit der Redaktion des journal d’ami mit ein. Eine Kollegin aus der Redaktion im mon ami durfte ihn natürlich gern in der Schülerzeitung »frequenz« des Goethegymnasiums drucken, woraufhin mir meine Debattierclublehrerin Vorhaltungen machte: Wie ich nur der Schülerzeitung vom Goethe einen Text anbieten könnte, aber meinem eigenen Schillergymnasium nicht. Natürlich habe ich das Versäumnis umgehend nachgeholt und der Text erschien als Viertes in »Schillers Erbe«. Als Redaktionsmitglied vom journal d’ami nahm ich an einem Zeitungsschreiben-Workshop der Thüringischen Landeszeitung (TLZ) teil und der Redaktionsleiter kannte meinen Text »Original gesucht« aus »Schillers Erbe«. Natürlich durfte er ihn gern auch abdrucken und ich nahm den Auftrag an, Nachforschungen darüber anzustellen, was aus Eva/Sophie eigentlich geworden war. Zwischen meinem Impuls in den Sommerferien, irgendwas mit Schreiben zu machen und den Hörer abzunehmen und mich beim journal d’ami vorzustellen und meinem Fuß in der Tür bei einer Tageszeitung, in der ich ab sofort wochenends als freier Reporter tätig wurde, war ein halbes Jahr vergangen.

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