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Gefunden: Eva heißt Sophie

Gedrucktes

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• Worum geht es hier?

Ein Lebensabend in einem Altenheim

Von Martin Jost

Thüringische Landeszeitung vom 30. Dezember 2000

Thüringische Landeszeitung vom 30. Dezember 2000

Weimar. (tlz) Manchen Weimarern ist »Eva« mittlerweile auch unter ihrem richtigen Namen bekannt: Sophie B. heißt sie, die zum Stadtbild gehörte wie das Goethe- und Schiller-Denkmal.

Entgegen den Befürchtungen Vieler ist die alte Dame noch am Leben. Zum Verkaufen in die Stadt kommt sie jedoch nicht mehr, seit sie merkte, dass ihr immer seltener etwas abgenommen wurde.

Ihre mit dem Verkauf von Obst und Pflanzen erzielten Einnahmen waren für sie aber offenbar lebenswichtig. Denn seit sie damit kein Geld mehr verdiente, wurde von einer in derselben Straße lebenden Familie, die nicht namentlich genannt werden möchte, beobachtet, wie die 77-Jährige körperlich permanent abbaute. Auch klingelte sie täglich bei ihren Nachbarn und bat um Essen.

Der Anteilnahme besagter Familie ist es zu verdanken, dass Frau B. einen Platz in einem Weimarer Altenheim erhielt. Und: Seit sie dort lebt, geht es ihr wieder besser.

Warum ein Mensch jeden Tag unter so unwürdigen Bedingungen Geld verdienen musste, ist nicht klar. Allerdings kursieren Gerüchte, denen zufolge fremde Menschen sie um ihre Rente betrogen haben. Gerüchte halt. Frau B. selbst war zu einem Gespräch nicht bereit. Aber mit ihr zu sprechen, war schon immer etwas schwierig.

Freiburg. (mjeu/majo) Im Sommer 2000 hatte ich meinen ziemlich erfolgreichen Einstieg in den Nebenjob Zeitung schreiben. Die Berliner Zeitung bat mich nach einem Auftritt auf dem Kongress der Redenschreiber Deutscher Sprache um einen Beitrag für ihre Glosse Unterm Strich im Feuilleton. Ich bereitete einen Text vor, der auch in der BerlZ gedruckt wurde, ich brachte ihn aber auch in die Arbeit der Redaktion des journal d’ami mit ein. Eine Kollegin aus der Redaktion im mon ami durfte ihn natürlich gern in der Schülerzeitung »frequenz« des Goethegymnasiums drucken, woraufhin mir meine Debattierclublehrerin Vorhaltungen machte: Wie ich nur der Schülerzeitung vom Goethe einen Text anbieten könnte, aber meinem eigenen Schillergymnasium nicht. Natürlich habe ich das Versäumnis umgehend nachgeholt und der Text erschien als Viertes in »Schillers Erbe«. Als Redaktionsmitglied vom journal d’ami nahm ich an einem Zeitungsschreiben-Workshop der Thüringischen Landeszeitung (TLZ) teil und der Redaktionsleiter kannte meinen Text »Original gesucht« aus »Schillers Erbe«. Natürlich durfte er ihn gern auch abdrucken und ich nahm den Auftrag an, Nachforschungen darüber anzustellen, was aus Eva/Sophie eigentlich geworden war. Zwischen meinem Impuls in den Sommerferien, irgendwas mit Schreiben zu machen und den Hörer abzunehmen und mich beim journal d’ami vorzustellen und meinem Fuß in der Tür bei einer Tageszeitung, in der ich ab sofort wochenends als freier Reporter tätig wurde, war ein halbes Jahr vergangen.

Nächste Woche in »Gedrucktes«: »Hab’ da ma’ ne Fraache« – »Die Olle« in der Weimarer Zeitung.

Ein Kommentar

Eingeordnet unter 02 Gedrucktes (DI), TLZ

Junges Freiburg debattiert für Olympia

Du bist Junges Freiburg!

Freiburg. (mjeu/majo)• »Soll das Stadttheater als Fernsehstudio verkauft werden, um Freiburg Geld einzubringen?« – Eine schwierige Frage, die Meinungsverschiedenheiten provoziert.

Tom hält eine Rede über Reden halten

Tom hält eine Rede über Reden halten

Es ist natürlich kein realistisches Thema der aktuellen Kommunalpolitik. Aber es war das Thema, das Jan und Sabeth beim Rhetoriktraining von Junges Freiburg letzten Mittwoch zogen.

Bei der Übung »Podiumsdiskussion« entscheidet das Werfen einer Münze, wer sich für die willkürliche Forderung ausspricht und wer die Contra-Position verteidigt. Keiner der Disputanten soll einen Wissensvorteil haben, darum wird kein Thema der echten Tagespolitik benutzt und fünf Minuten müssen zur Vorbereitung reichen. Argumente (wie »mehr Arbeitsplätze durch Late-Night-Shows und Tatort« versus »Schulvorstellungen und Pflege von Klassikern«) sind austauschbar, Pro oder Contra ist egal – was zählt, sind Körpersprache, Flexibilität, genaues Zuhören und Schlagfertigkeit.

Sabeth und Jan schlagen sich grandios, neben viel positiver Rückmeldung bekommen sie von den Zuschauern und Martin, der die Übung vorbereitet hatte, aber auch Tipps und Schliffe empfohlen, mit denen sie ihren Auftritt aufbessern können.

Viel hatten sie schon gelernt zu diesem Zeitpunkt. Simone hatte durch eine praktische Einheit geführt, die die Aussprache klarer macht und die Muskeln trainiert, mit denen wir unsere Stimme klar und laut machen. Geübt wurde im Stehen, alle gleichzeitig müssen ihr Gesicht verziehen und Stimmbandgymnastik machen. Alle gleichzeitig, damit sich keiner doofer vorkommt als die anderen vom Grimassenschneiden und Blubbergrunzen.

In der Mitte des abendlichen Seminars trug Tom vor, was er über Gesprächsführung und rhetorische Taktik recherchiert hatte. Friedemann Schulz von Thun mit seinem Standardwerk »Miteinander Reden« kam ebenso zu Wort wie nondirektive Gesprächsführung geübt wurde und Selbstverteidigung gegen Totschlagargumente und Wortverdreher.

Das Rhetoriktraining kam so gut an, dass Simone, Tom und Martin überlegen, sich als selbstständige Dozenten zu versuchen unter dem Namen SAP™ Consulting (das steht für »Simone Ariane Pflaum, Tom & Martin«).

Nee, ist natürlich bloß Quatsch. Aber Rhetoriktraining und andere Abende, an denen man was lernen kann, gibt es bei Junges Freiburg öfter. Die gegenseitige Qualifikation, bei der jeder mit den anderen teilt, was er am besten kann, hat eine lange Tradition in der Wählervereinigung. Und im Wahlkampf, wo sich viele Mitglieder und Kandidaten zum ersten Mal auf einem Podium oder vor großem Publikum wieder finden, konnten sie das Training in Sprech- und Redekunst gut gebrauchen.

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