Schlagwort-Archive: Drehbuchautor

Beachten Sie die Packungsbeilage

Das «Infinite Jest»-Logbuch (8)

Heute keine Zeit.

0063<|>1016. Kapitel 7. Sonniges Herbstwetter; hohes Verkehrsaufkommen. Gut Fahrt gemacht.

Franzoesisch-in-die-Tonne-kloppen

Don Gately versteht kein bisschen Französisch.

Es hat angefangen, richtig David Foster Wallacig zu werden.

Zwei Labyrinthe: Eins ist der Handlungsort E.T.A., Enfield Tennis Academy. Das andere sind die Beschreibungen von Drogen in den Endnoten. Weiterlesen

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Eingeordnet unter 06 Martin Josts Kulturkonsum, »Infinite Jest«-Logbuch, Martin liest

Doppelleben

journal d’ami No. 1 (Herbst, Winter 2000)

Dieses Interview erschien gedruckt im «journal d’ami» No. 1 (Herbst, Winter 2000)

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Menschen führen Doppelleben. Neben ihrer Arbeit beschäftigen sie sich auch noch mit ganz anders gearteten Projekten.

Solche Leute wollen wir euch vorstellen.

Den Anfang machen wir mit Torsten Wunderlich, der bis vor Kurzem eine ABM-Stelle im Kommunalen Kino inne hatte. Parallel dazu bereitete er sein erstes Filmprojekt vor: Weiterlesen

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Eingeordnet unter 02 Gedrucktes (DI)

»Scrubs«-Audiokommentar

Word from the Maker –

Welche Audiokommentare lohnen sich?

Scrubs Ep. 2.01, »My Overkill« (Deutscher Titel: Scrubs. Die Anfänger. Ep. 2.01: »Mein Rundumschlag.«)

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Kommentar von: Bill Lawrence (Schöpfer der Serie) & Zach Braff (Hauptdarsteller als John Dorian/J.D.)

Bewertung: ●●●○○

Adjektive: Witzig; sehr gesprächig Weiterlesen

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Eingeordnet unter 07 Sonntags, Word from the Maker

Sturm atmen (10)

Sturm atmen –

Die Freiwehr-Soap

Folge 10

Von Martin Jost

Was bisher geschah: Paul will Nick erzählen, wie er seine Mutter anbaggerte.

Paul: Ich sagte zu ihr: „Was denken Sie?“ – Sie drehte sich um und sah fragend aus. Ich sagte ihr, dass ich der Künstler bin. Sie fragte, warum sie denn etwas denken müsse. Unbedingt. Sie sei noch damit beschäftigt, etwas zu fühlen. Und wäre das nicht in Bezug auf Kunst viel, viel wichtiger? Erwischt. Da hatte sie mich in jedem Sinne erwischt. Um mich war es geschehen. Sie war wacher als ich. Deine Mutter ist sehr klug.

Nick: Aha.

Paul: Ja. Sie ist klüger als ich, als Künstlerin. Da wundert es mich, dass sie so eine kalte Arbeit leistet. Diese Drehbücher, die sie schreibt. Für Fernsehserien und Musikvideos. Das ist reines Handwerk. Drehbücher sind doch keine kreativen Werke. Es sind Fahrpläne für Regisseure und Techniker. In einem Drehbuch steckt so viel künstlerischer Ausdruck wie in einem Eisenbahn-Fahrplan. Was meinst du?

Nick: Ich weiß auch nicht.

Paul: Ich finde, sie vergeudet da was. So einiges. Herwarth Walden sagt: „Der Künstler hat ein Bild zu malen und nicht einen Wald; es ist ferner Angelegenheit des Ochsen, einen Ochsen zu schaffen, und nicht Angelegenheit des Malers.“ Und „ein Bild ist aber nur schön, wenn es überhaupt nicht an ein Bild erinnert. Sonst ist es nämlich eine Abbildung.“ Das kannst du alles nachlesen. Kennst du Friedell?

Nick: Nein.

Paul: Deine Mutter macht Bleistiftskizzen für Abbildungen. Sachen, die abbilden. Ein Handwerk. Sie vergeudet ihr Talent. Hast du auch manchmal Angst, dass sie auf diese Art ausblutet?

Nick: Eigentlich nicht.

Paul: Ich glaube – und ich habe sehr viel über deine Mutter nachgedacht – ich glaube, dass sie das spürt, dieses Ausbluten, diese Verschwendung. Aber sie projiziert. Sie sucht an der falschen Stelle nach dem Leck. Ich glaube, dass sie sich gesagt hat, ich sei nicht gut genug für sie. Dass sie sich an mich verschwendet. So fühle ich mich in der letzten Zeit.

Du kennst deine Mutter besser als ich, Nick. Hast du das Gefühl, was ich sage, könnte stimmen? Hat sie sich irgendwie anders verhalten in der letzten Zeit?

Nick: Also ich… wirklich…

Paul: Es hat geklingelt. Erwartest du jemanden?

Nächstes Mal in »Sturm atmen«: Die letzte Folge vor der Sommerpause! Extralang! Wer hat an der Tür geklingelt?

•• Alle Folgen von »Sturm atmen«

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Martin kuckt »Cruel Intentions«

Martin Josts Kulturkonsum

Freiburg. (mjeu/majo)• »Cruel Intentions« ist eine Übertragung der Romanvorlage »Les liaisons dangereuses« (»Gefährliche Liebschaften«) in die Gegenwart. Auf Deutsch heißt er »Eiskalte Engel«, was dämlich ist. Aber der Film ist sehr cool. Der Soundtrack mit Musik von Placebo, Fatboy Slim, Blur, Counting Crows, Skunk Anansie, Aimee Mann, Faithless und Andrew Oldham Orchestra lässt allein beim Hören einen coolen Film im Kopf ablaufen.

»Cruel Intentions« ist das Erstlingswerk seines Drehbuchautors und Regisseurs Roger Kumble und 1999 waren Sarah Michelle Gellar, Ryan Phillippe und Reese Witherspoon auch noch junge Schauspieler. Sie spielen reiche New Yorker Teenager, die sich durch sexgetriebene Intrigen Ruf und Stimmung kaputt machen. Gellar und Phillippe spielen die Stiefgeschwister Catherine Merteuil und Sebastian Valmont (die Namen sind aus der Romanvorlage erhalten geblieben), die sich verschwören und gegenseitig beim Zerstören von Persönlichkeiten zur Hand gehen. Motor des Films ist eine Wette zwischen den beiden angeheirateten Geschwistern, deren Eltern im Film überhaupt keine Rolle spielen: Wenn Valmont die Tochter des neuen Internatsdirektors rumkriegt, die in einer Art »Bravo Girl« Keuschheit bis zur großen Liebe gelobt hat, darf er mit seiner Stiefschwester Merteuil schlafen. Im anderen Fall bekommt sie sein Auto. Am Ende stellt sich heraus, dass Merteuil die Stärkere ist, was intrigante Gewalt angeht. Valmont ist dafür moralischer Sieger, auch wenn er drauf geht und ihm das nicht mehr viel nützt.

Zum ersten Mal gesehen habe ich »Cruel Intentions« 2001, in einem Klassenfahrt-Bus. Im gleichen Sommer habe ich Pierre Ambroise François Choderlos de Laclos’ »Liaisons dangereuses« gelesen und sehr gemocht. Es war, glaube ich, der erste Briefroman, den ich gelesen habe und ich mochte diese Form. Positiv fand ich noch die subtile Gesellschaftskritik, derzufolge die reichsten Menschen gleichzeitig die schmutzigsten Schweine sind. Sie spielen miteinander, als wären sie sich nichts wert – ein Thema vieler guter Bücher und Filme, »Basic Instinct« beispielsweise.

Ich wollte »Cruel Intentions« schon lange mal wieder sehen. Im Fernsehen habe ich es mal versucht, aber da wird er – zumindest zur Prime Time – brutal zerschnitten. Nicht, weil es auch nur eine einzige Nacktszene gäbe, aber wegen der expliziten Sprache. Ein Beispiel ist die Szene, in der Catherine Sebastian die Wette unterbreitet. Sie bietet ihm an, dass er endlich mit ihr schlafen kann – in ihrer arroganten Einbildung der einzige unerreichbare und sein größter Wunsch – und er sagt nein: So viel ist sein historischer Jaguar Roadster nicht wert. Schnitt: Valmont, wie er der Kamera entgegen läuft. In seinem Rücken sitzt Merteuil auf ihrem Bett. Sie sagt: „You can put it wherever you want.“ Er stockt und denkt noch einmal darüber nach, bevor er sich umdreht und ihr die Hand auf die Wette gibt. In der TV-Ausstrahlung, die ich mal auf Pro7 zu sehen versucht habe, fehlt ihr Spruch. Er sagt ebenfalls nein zur Wette, läuft weg und stockt unvermittelt. Ohne erkennbare Motivation macht er kehrt und willigt doch ein. Bescheuert.

»Cruel Intentions« hat zehn Jahren standgehalten, finde ich. Er hat eine klare und leicht lesbare, aber ausgefeilte Bildsprache. Alle Einstellungen begünstigen, dass man der komplexen Story folgen kann und die dynamische Stimmung der Handlung gleichzeitig nicht holpert. Die Schauspieler scheinen zu Hause zu sein in ihren boshaften Rollen und bringen pointiert ihre krassen Sprüche.

Die größte Schwäche des Films ist das Finale. Nicht das absolute Ende mit der Genugtuung gegen Catherine, sondern das Finale auf der Straße neben dem Central Park. Es versucht, die Ereignisse am Ende vom Buch eins zu eins auf den Handlungsort New York City zu übertragen und dabei muss ja noch Valmont irgendwie unnötig sterben. Schlecht, schlecht, schlecht. Hier ist ein Hollywoodfilm, dem ein Happy End besser getan hätte als sein tatsächliches.

Mir fallen Filme ein, die gut zu »Cruel Intentions« passen, vielleicht unter dem Label eines »Hormonal Turn of the Millennium«-Kanons: Baz Luhrmans »Romeo + Juliet« ist von ähnlichem visuellen Typ, »Igby goes down« hat den gleichen Blickwinkel auf New York City und seine zynische Upper Class (und in beiden spielt Claire Danes mit) und »Basic Instinct« (okay, der ist schon aus den frühen Neunzigern) zeichnet gleich gut böse Menschen, die einander als Marionetten einzuspannen versuchen.

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