Schlagwort-Archive: Feuilleton

Föjetong //Archiv

Ich sag’ euch eins, wenn ich euch mit der reichhaltigen Erfahrung meines Alters belatschern darf: Wenn man eine Website hat, tut man gut daran, so viel wie möglich zu automatisieren. Beispiel: Ich habe mir für die Navigation in der Kopfzeile von martinJost.eu Rubrikenseiten gewünscht, in denen die jeweils aktuellsten Texte dieses Ressorts gefeaturet werden. Ich hätte diese Ressort-Übersichten regelmäßig mit Teasern für die neuesten Texte versehen müssen, und zwar immer genau sechs Zeilen langen, damit sie zu dem 125 × 125 px großen Bild passen. – Zu viel Arbeit, als dass ich es durchgehalten hätte.

Nach und nach schicke ich daher die Seiten „Föjetong“, „Freiburg“ und „Fotos“ ins Archiv und führe die Links stattdessen auf das jeweilige Kategoriearchiv. Folge: Die Ressort-Übersichten werden weniger bunt. Dafür aber aktueller.

Im Folenden nun die Seite „Föjetong“ im alten Layout:


Ich hatte auch mit 12 Jahren schon eine Meinung und schrieb Rezensionen. Ausschließlich zu StarTrek-Filmen. Damals hieß Bloggen: Wir verfassen einen Artikel mit dem Füller, bringen ihn mit der Schreibmaschine in Form, kleben Fotos dazwischen und fotokopieren und tackern dann das Ganze. Weiterlesen

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Eingeordnet unter 06 Martin Josts Kulturkonsum, 07 Sonntags, 99 Archiv, In eigener Sache

Lohnt sich Verirren?

Martin liest Verirren. Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene.*

Freiburg. (mjeu) Es klingt wie eine dumme Idee: Sich mit Absicht verirren. Irgendwo auf der Welt, in besiedelten wie menschenleeren Gebieten. Aus Spaß, als Sport, zur Selbstfindung, was auch immer.

Andere populäre dumme Ideen sind zum Beispiel: sich betrinken; an einem Gummiseil von einem Haus hüpfen; in die Politik gehen. Unter diesen Dummheiten, die wir auch nicht lassen können, finde ich Verirren noch am harmlosesten. Weiterlesen

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Eingeordnet unter 06 Martin Josts Kulturkonsum, Martin liest

Weimar kleidet sich interessant

Gedrucktes

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Weimar kleidet sich interessant

Die australischen Virtuosen von »Naked Raven« spielten im mon ami

Von Martin Jost

Weimar. (tlz) Mancher heutige Hitparadenstürmer müsste sich schämen ob seiner unverdienten Arroganz, wenn er die australische Band »Naked Raven« live erleben würde. Eine Band, die genial komponiert, virtuos spielt und hinterher dem Publikum noch dankbar ist, dass es ausflippt.

Thüringische Landeszeitung (TLZ) vom 27. Juni 2002

Thüringische Landeszeitung (TLZ) vom 27. Juni 2002

Caerwin Martin auf dem Cello, Stephanie Lindner mit der Violine, James Richmond in einem Arsenal von Percussions und Janine Maunder am Klavier sind die vier klassisch geschulten Könner, deren letztere die Soli singt und in ihrem umfangreichen stimmlichen Spektrum ausgefeilt variiert. Kern der Band ist der Gitarrist Russ Pinney, der die Songtexte schreibt und komponiert. Weiter gedeihen die Stücke in gemeinsamer Arbeit, am Ende stehen sehr filigran arrangierte Popsongs.

Das Weimarer Publikum, das zum Teil nur auf dem Fußboden noch Platz fand, hörte zunächst betont entspannt zu, doch war schon nach dem ersten Lied gefesselt. „Das besonders Australische an unserer Musik ist die Melodie“, sagte Pinney nach dem Auftritt im mon ami. „Sie kann auch melancholisch sein, aber sie ist nicht so Blues-basiert wie die amerikanische.“

Stilistisch hört man ein wenig die irische Pub-Fidel früher australischer Siedler heraus. Die Musiker zaubern aber auch mystische Klänge von weitem Land und uralten Geistern, die ihre Musik als australischen Folk definieren, ohne sich konkret auf Aborigine-Traditionen zu beziehen oder sich auf das Klischee mit dem Didgeridoo auf der Bühne zu verlassen.

Nach jedem Song klatschten die Weimarer Zuhörer lauter und länger. In die anfangs noch ruhige Masse kam begeisterte Bewegung, und zum Schluss zwang Minuten langer Applaus die Band zu zwei Zugaben. „Vor deutschem Publikum zu spielen ist einzigartig“, sagte Pinney. „Es ist immer sehr respektvoll und bekommt dafür auch viel mehr zurück von den Künstlern.“

Von der Stadt selbst haben die „nackten Raben“ nicht viel sehen können. Pinney gewann nur einen allgemeinen Eindruck: „Es ist anders als andere Städte in der Umgebung. Es herrscht ein ganz eigenes Gefühl. Ach ja, und manche Leute sind sehr interessant gekleidet“, sagt er in seinem durchsichtigen roten Hemd und barfuß. Seine Texte handeln von allem, was mit Leben – speziell in Australien oder überall auf der Welt – zu tun hat, je nach dem, was die Hörer hinein interpretieren. Und das sollen sie tun. In ihnen sollen Emotionen geweckt werden und Nachdenklichkeit.

Das erste Weimarer Konzert der Band, die hinterher noch das Gespräch mit ihren neu geborenen Fans suchte, verließen viele Gäste mit der Absicht, die »Naked Raven« an Freunde und Bekannte weiter zu empfehlen. Die Band hätte es verdient, nicht länger Geheimtipp zu sein.

▼»Naked Raven« treten am 28. Juni bei den Kulturwochen Sömmerda auf.

Website mit aktuellen Tourdaten von Naked Raven: www.nakedraven.com

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Eingeordnet unter 02 Gedrucktes (DI), TLZ

Prozess, Teil, Werk

Kunst-Stück des Monats

Freiwehr. (mjeu) Willkommen im Juni! Unsere Reihe Kunst-Stück hat diesen Monat ein grandioses Schmankerl zu bieten: Ein Werk, noch in der Staffelei abgelichtet, von Paul Pretens, in Freiwehr ansässiger Maler. Ein Werkstattbericht sozusagen.

Paul Pretens: »D.I.K.K.« Acryl (Tempera) auf Karton. Freiwehr 2009.

Paul Pretens: »D.I.K.K.« Acryl (Tempera) auf Karton. Freiwehr 2009.

Erdige, jedenfalls warme Grundtöne: Der Hintergrund ist aus Ocker-bis-Orange-Tönen, klare senkrechte Pinselstruktur, den Vordergrund besetzen intensiv blaue Figuren: Quadrate zumeist, aber mit abgerundeten Ecken. Nur auf den ersten Blick sind die alle gleich: manche sind eckiger als andere, manche haben ausgefranste oder verlaufene Ränder, wieder andere haben ein wirbeliges Muster oder der Hintergrundton scheint durch sie hindurch. Sie sind vielfältig, sie sind scheinbar willkürlich angeordnet, durcheinander, aber doch gruppiert, wie es menschliche Gruppen sind. Soziale Quadrate. Sind das wir?

Wenn dem so wäre, wären die rundlichen, welligen blauen Wolken, die nur teilweise und nur in den rechten Ecken ins Bild reichen, das Fremde. Groß und nicht ganz zu sehen, unverstanden. Rund und weich scheinbar, aber gleichzeitig bedrohlich weil mächtig massiv. Die eine Wolke fährt etwas aus, was fast wie ein comichafter Kussmund wirkt. Ist das eine Kontaktaufnahme? Findet Verständigung statt zwischen uns, die wir von den Quadraten symbolisiert werden, und den Wolken? Wohl eher nicht, denn nirgendwo sind die Quadrate eisiger, schärfer und eckiger als wo sie am nächsten an den rundlichen Dingern dran sind.

Ist das Fremde eine große Masse? Es ragt oben rechts und unten rechts etwas ins Bild. Seine Wölbung lässt ahnen, dass der weitaus größte Teil weit außerhalb des Bildes liegt. Aber gehören beide Teile zu ein und demselben Wesen? Oder sind es zwei unterschiedliche? Es ist nicht zu sehen.

Die Transpostmoderne hat das Surreale für sich entdeckt, aber nicht, ohne es voll Aussage zu stopfen.

Das ist abstrakt und doch eindeutig, das ist große Kunst!

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Eingeordnet unter 01 Hallo Woche! (MO), Kunst-Stück des Monats, Sturm atmen

Politiktheater

Du bist Junges Freiburg!

Freiburg. (mjeu/majo) Wie wir vor zehn Tagen aus der Freiburger Wochenzeitung »Der Sonntag« erfahren mussten, plant das Stadttheater in der neuen Spielzeit eine Zusammenarbeit mit unserer Wählervereinigung Junges Freiburg.

Die Kinder- und Jugendsparte firmiert ab der kommenden Spielzeit […] unter dem Namen »Junges Freiburg«

heißt es in einem Artikel im Feuilleton, der die Pläne des Intendantenteams für das Programm 2009/2010 vorstellt.

Der Sonntag vom 17. Mai 2009

Wer ist hier kopflos: Intendanz oder Zeitung? – »Der Sonntag« vom 17. Mai 2009

Junges Freiburg freut sich über das Entgegenkommen des Stadttheaters, das der Bekanntheit und dem Ruf der Rathauspartei nicht schaden wird. „Und wir sind die politische Kraft, die für neue Wege und neues Denken steht“, zitiert Vorstandsmitglied Martin Jost sich hier selbst, „fern sei es daher von uns, die unkonventionelle Art, in der das Theater uns einen Antrag machte, zu kritisieren.“ Selbst die Vereinsspitzen von Junges Freiburg hatten erst aus der Zeitung erfahren, wofür der Name ihres 1998 gegründeten e.V.s in Zukunft noch stehen wird. „Allein aus praktischen Erwägungen hätten wir es begrüßt, mit etwas mehr Vorlauf über unsere Kooperation mit dem Theater informiert zu werden“, gibt Martin Jost zu. Um der Satzung den veränderten Vereinszweck hinzuzufügen (Theaterkultur pflegen zusätzlich zu Jugendbeteiligung in der Kommune), braucht es eine umfangreiche Mitgliederversammlung – und die ist für den ferienhaltigen Sommer schwer einzuberufen in einem Verein, der zum großen Teil aus Schülern und Studenten besteht.

Gleichzeitig bietet Junges Freiburg natürlich seine bestehenden Strukturen zur Nutzung durch das Stadttheater an. „Wir bitten die Intendanz, sich per E-Mail bei uns zu melden“, so Jost, „damit wir ihnen unser neues Logo als JPG-Datei schicken können. Für den gemeinsamen Werbeauftritt.

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit, hoffentlich auch über die kommende Spielzeit hinaus!“

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Eingeordnet unter 03 Martins Meinung (MI), Du bist Junges Freiburg!

Gefunden: Eva heißt Sophie

Gedrucktes

Gedrucktes

• Worum geht es hier?

Ein Lebensabend in einem Altenheim

Von Martin Jost

Thüringische Landeszeitung vom 30. Dezember 2000

Thüringische Landeszeitung vom 30. Dezember 2000

Weimar. (tlz) Manchen Weimarern ist »Eva« mittlerweile auch unter ihrem richtigen Namen bekannt: Sophie B. heißt sie, die zum Stadtbild gehörte wie das Goethe- und Schiller-Denkmal.

Entgegen den Befürchtungen Vieler ist die alte Dame noch am Leben. Zum Verkaufen in die Stadt kommt sie jedoch nicht mehr, seit sie merkte, dass ihr immer seltener etwas abgenommen wurde.

Ihre mit dem Verkauf von Obst und Pflanzen erzielten Einnahmen waren für sie aber offenbar lebenswichtig. Denn seit sie damit kein Geld mehr verdiente, wurde von einer in derselben Straße lebenden Familie, die nicht namentlich genannt werden möchte, beobachtet, wie die 77-Jährige körperlich permanent abbaute. Auch klingelte sie täglich bei ihren Nachbarn und bat um Essen.

Der Anteilnahme besagter Familie ist es zu verdanken, dass Frau B. einen Platz in einem Weimarer Altenheim erhielt. Und: Seit sie dort lebt, geht es ihr wieder besser.

Warum ein Mensch jeden Tag unter so unwürdigen Bedingungen Geld verdienen musste, ist nicht klar. Allerdings kursieren Gerüchte, denen zufolge fremde Menschen sie um ihre Rente betrogen haben. Gerüchte halt. Frau B. selbst war zu einem Gespräch nicht bereit. Aber mit ihr zu sprechen, war schon immer etwas schwierig.

Freiburg. (mjeu/majo) Im Sommer 2000 hatte ich meinen ziemlich erfolgreichen Einstieg in den Nebenjob Zeitung schreiben. Die Berliner Zeitung bat mich nach einem Auftritt auf dem Kongress der Redenschreiber Deutscher Sprache um einen Beitrag für ihre Glosse Unterm Strich im Feuilleton. Ich bereitete einen Text vor, der auch in der BerlZ gedruckt wurde, ich brachte ihn aber auch in die Arbeit der Redaktion des journal d’ami mit ein. Eine Kollegin aus der Redaktion im mon ami durfte ihn natürlich gern in der Schülerzeitung »frequenz« des Goethegymnasiums drucken, woraufhin mir meine Debattierclublehrerin Vorhaltungen machte: Wie ich nur der Schülerzeitung vom Goethe einen Text anbieten könnte, aber meinem eigenen Schillergymnasium nicht. Natürlich habe ich das Versäumnis umgehend nachgeholt und der Text erschien als Viertes in »Schillers Erbe«. Als Redaktionsmitglied vom journal d’ami nahm ich an einem Zeitungsschreiben-Workshop der Thüringischen Landeszeitung (TLZ) teil und der Redaktionsleiter kannte meinen Text »Original gesucht« aus »Schillers Erbe«. Natürlich durfte er ihn gern auch abdrucken und ich nahm den Auftrag an, Nachforschungen darüber anzustellen, was aus Eva/Sophie eigentlich geworden war. Zwischen meinem Impuls in den Sommerferien, irgendwas mit Schreiben zu machen und den Hörer abzunehmen und mich beim journal d’ami vorzustellen und meinem Fuß in der Tür bei einer Tageszeitung, in der ich ab sofort wochenends als freier Reporter tätig wurde, war ein halbes Jahr vergangen.

Nächste Woche in »Gedrucktes«: »Hab’ da ma’ ne Fraache« – »Die Olle« in der Weimarer Zeitung.

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Eingeordnet unter 02 Gedrucktes (DI), TLZ

Martin liest «The Film Club»

Martin Josts Kulturkonsum

Freiburg. (mjeu/majo) David Gilmours »The Film Club« ist das erste Buch, das ich unbedingt haben musste, nachdem ich es nur in einem Schaufenster gesehen hatte. Untertitel und Tagline auf dem Cover stimmen ein auf:

No School. No Work. No Responsibilities. Just three Films a Week.
A Dad, his teenage Son and the Education he couldn’t refuse

Es handelt sich um Memoiren, also keinen Roman. David Gilmour ist ein kanadischer Medienmann, der von freier und Honorar-Arbeit lebt und einige Romane geschrieben hat. Er ist verheiratet und hat einen Sohn mit seiner Ex-Frau. Als seine Ex-Frau findet, ihr Sohn sei im richtigen Alter für eine Vaterfigur, besteht sie darauf, dass sie die Wohnungen tauschen und er die Erziehung übernimmt. Als Gilmour seinem Sohn ansieht, wie sehr er unter der tristen Schule leidet und wie sie sein Leben versauen kann, erlaubt er ihm, die Schule zu verlassen – unter der Bedingung, dass er jede Woche mindestens drei Filme mit seinem Vater ansieht und sich einen einleitenden Vortrag von seinem alten Herrn anhört. Denn Filme, so Gilmour, sind die einzige gemeinsame Basis, die sie haben; sie beide lieben Filme. Bei Büchern hört es für seinen Sohn aber schon auf. (Abgesehen davon, dass man Bücher viel schlechter gemeinsam lesen und an einem Tag abhandeln kann.)

Gilmour beschreibt witzig, wie er sich in schwachen Momenten dazu hinreißen lässt, seinem Sohn eine vorgekaute Lebensregel zu rezitieren, an die er sich im nächsten Moment selbst nicht hält. Er beschreibt die großen Zweifel, die er hat, dass er seinem Sohn Leben und Zukunft zerstört, indem er ihn vom Weg zu einem High-School-Abschluss abbringt. Alltagsgeschichten ziehen sich als roter Faden durch das Buch über die beiden Kerle: Sohn Jesses Verliebtheit in eine manipulative böse Frau namens Rebecca Ng und wie er nie über sie hinweg zu kommen scheint. Seine Abhängigkeit von Zigaretten. Vater Gilmours wechselhafte Karriere zwischen finanziellen Engpässen und Geld für großen Spontanurlaub.

Wofür man das Buch eigentlich liest und kauft, sind Filmgeschichte und Filmsprache, die man durch die Hintertür mitbekommt. Nicht alle Filme, die die beiden Protagonisten gesehen haben, werden im Buch besprochen. Aber mit allen Filmen, die erwähnt werden, gibt es im Anhang noch eine Liste – so eine Art Ausschnitt aus dem Kanon. Gilmour zeigt, wie sich Filme lesen lassen und wie sie sich auf das eigene Leben beziehen, selbst wenn die Verbindung nicht sofort offensichtlich ist. Er spricht aber auch viel über die Herstellung der Filme. Er bezieht die Biografie der Regisseure in die Deutung mit ein, erklärt sie zu Vorbildern oder mutmaßt, was sie in ihrem Werk ausdrücken wollten.

Leider kommen Filmlesen und Filmliebhaberei für meinen Geschmack zu kurz. Es sind kurze Momente, in denen der Vater referiert oder der Sohn philosophiert und es sind meistens isolierte Szenen: Beide sitzen auf dem Sofa oder auf der Veranda, aber diese abgeschlossenen Szenen der Filmanalyse sind getrennt von den restlichen Ereignissen in Jesses und Davids Leben. Intellektuell kann man den Parallelen folgen, die die beiden zwischen Leben und Kunst ziehen, aber schriftstellerisch gelingt es nicht, den Wert der Bildung mit Film-Literatur auf das Leben zu beziehen.

Von allem, was das Buch bietet, finde ich, enthält es ein bisschen und dabei von allem zu wenig. Ein bisschen skurrile Familiengeschichte, aber nicht genug um satt zu machen. Ein bisschen ist es eine Geschichte des Staunens eines alten Vaters über die Lebensschläue, die ihm sein Sohn voraus hat. Aber nur andeutungsweise. Ein bisschen ist es ein Entwicklungsroman, aber dann wieder nur Brocken von einem. Die Erzählung ist bis auf eine überflüssige Rahmenerzählung chronologisch. Aber mal eben wird ein Jahr übersprungen, in dem es scheinbar keine bemerkenswerte Entwicklung gab. Das macht es einem schwer, sich nieder zu lassen auf einen Schaukelstuhl und die beiden Charaktere zu begleiten. Jesses Entwicklung rutscht so durch, indem nur exemplarische Szenen und Gespräche nacherzählt werden.

Ich mag »The Film Club« und ich habe es gern gelesen. Ich hätte mir aber gewünscht, dass es die Versprechen des Covers quantitativ besser erfüllt hätte und besser strukturiert geschrieben gewesen wäre.

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Eingeordnet unter 06 Martin Josts Kulturkonsum, Martin liest