Schlagwort-Archive: Ironie

Schlepper und Schleuser AG

Die „2. Internationale Schlepper- und Schleusertagung“ (ISS 2015) an den Münchner Kammerspielen ist offensichtlich ironisch gemeint. Das heißt aber nicht, dass die Macher nicht provozieren wollen. Politiker von CDU und CSU beißen an.
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„Die ISS 2015 präsentiert sich erneut als DIE relevante Fachtagung der weltweit agierenden Fluchthilfe-Unternehmen. Wichtigstes Tagungsziel 2015 ist die Image-Aufwertung sowie die damit einhergehende Neubewertung der Dienstleistungen Schleppen und Schleusen.“

Das PR-Sprech preist auf der Kongress-Website iss2015.eu die „2. Internationale Schlepper- und Schleusertagung“ an, die vom 16. bis 18. Oktober in München stattfindet.

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Eingeordnet unter 05 Wochenende (FR), 06 Martin Josts Kulturkonsum, 08 Drahtbildberichterstattung, 11 Das Transpostmoderne Manifest, Bayern, Blog-Exklusiv, Martin liest, Online

»I just had Sex«

Der vorläufige Klimax der Pop(p)-Ironie

Während sich Deutschlehrerinnen überall im Land noch weigern, sich auf eine verbindliche Definition von „Postmoderne“ festnageln zu lassen, ist das Popkulturon schon etliche Ecken weiter. Wir sind, wie man hört, transpostmodern, post-ironisch und mega meta. Die Chance, dass ein Künstler und sein Rezipient zu einem beliebigen Zeitpunkt auf derselben Meta-Ebene sind, geht gegen Null.

Selbstironie ist die Voraussetzung, noch etwas von Wert auszusagen. Der Haken an Selbstironie ist, dass sie eine Denkebene voraussetzt oder eine Schaffensperiode, in der der Produzent etwas ernst meinte. (Denkebene oder Schaffensperiode heißt hier: Gleichzeitigkeit ist nicht ausgeschlossen. Ein Selbstironiker kann eine Aussage treffen, die im selben Moment eine ernst gemeinte Grundlage hat, in dem sie sich und ihn parodiert.)

Der Punkt ist doch:

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Schlaf endlich

Das «Infinite Jest»-Logbuch (7)

Mit Exkursen über Transpostmoderne, Ironisch Brechen und die perspektivische Ehe mit Pamela Anderson.

0049<|>1030. Kapitel 6. Übel riechender Nebel aufgezogen. Alltags unter Deck. Navigationsübungen absolviert. Ganztags starke Dünung. Unerwartet frühe Korrosion besorgt etwas.

Kakerlake Erdal Rex

Das habe ich mit Orin Incandenza gemeinsam: Eine Abscheu gegenüber Kakerlaken, die nur von meiner Abscheu gegenüber Leuten, die „Halli-Hallo-Hallöle“ sagen, übertroffen wird. (Also das mit den Kakerlaken. Wie das mit Orin Incandenza und Leuten ist, die „Halli-Hallo-Hallöle“ sagen, weiß ich jetzt nicht.)

Endlich gute Sprüche. Weiterlesen

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Rosskastanienminiermotte ist ein Arschloch.

(Aber Freiburgs Wohnsituation ist auch mies.)

Ich als Freiburger

Von Martin Jost

Martin denkt ernsthaft nach.

Martin denkt ernsthaft nach.

Freiburg. (mjeu/majo) Freiburgs Ruf als schöne Stadt mottet. Unsere Kastanien sind gelb, bevor es richtig Herbst wird. Ein Mottenmonster aus Asien (jaja, der Chines!) mit einem Namen wie die Hexe in Disney-Filmen ist daran schuld: Cameraria ohridella. Weiterlesen

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Ironisch gebrochen

Martincartoon #6

Ironisch gebrochen • © Martin Jost

Ironisch gebrochen. • © Martin Jost

—> Ironiezeichen in der englischen und deutschen Wikipedia

(Für 10.07.)

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Martin hört Lady Gaga

Martin Josts Kulturkonsum

Freiburg. (majo) Vor zwei Jahren oder ich weiß auch nicht mehr, wie lange es her ist, habe ich mit einer Kollegin auf Arbeit Radio gehört. Die Arbeit war Krankenwagen fahren und an jenem Tag hatten wir einen Schüler-Praktikanten mit an Bord, der sein BoGy absolvierte. Im Radio lief ein Anfang-der-Neunziger-Techno-Song, der zum popkulturellen Hintergrundrauschen meiner Kindheit gehört hatte. Ich meine, das Lied muss »Rhythm is a Dancer« von Snap gewesen sein, obwohl ich die exakte Version, die im Radio lief, nicht finden konnte. Der Rap war ein anderer.

Meine Kollegin und ich, beide Anfang 20, drehten das Radio sehr laut auf und freuten uns gleichzeitig über den Einschlag aus Trash-Nostalgie. „Hörst du das?“, sagten wir zu unserem Praktikanten, „Das war die Musik unserer Jugend.“ Ich hatte mich vorher selten so alt gefühlt wie in diesem Moment. Seither ständig.

Meine Kollegin fuhr, aber trotzdem war sie irgendwie am Tanzen. In der Rap-Einlage aus dem Song fiel aus heiterem Himmel die Zeile: „Baby I’m serious as cancer…“ und wir hielten haargenau gleichzeitig inne, bekamen große Augen und sahen uns ungläubig an. Offensichtlich war es für uns beide das erste Mal seit unserer Jugend (und seit wir Englisch gelernt hatten), dass wir auf den Text geachtet hatten. Das war ein großartiger Moment.

Das Techno-und-ein-Mädchen-singt-Gekröse aus dem Bodensatz der Neunzigerjahre war für mich immer ein ironischer Gesprächsaufhänger für Gelage und Partys. Vor allem eine ungläubige Erinnerung an eine Zeit, als ich noch keinen Musikgeschmack haben musste, aber die großen Kinder, die sich schon eigene CDs kauften, es besser hätten wissen müssen.

Tja, ich schätze, es ist jetzt keine Erinnerung mehr, oder? Mit Lady Gaga und ihrem Rummelplatzschunkler »Poker Face« ist eine Ära zurück gekehrt.

Rund 15 Jahre! Mehr nicht! Rund 15 Jahre hat es nur gedauert, da wurde Popkultur wieder belebt. Zwischen Klassik und Klassizistik vergingen dazumal noch rund 2000 Jahre. Zwischen Schlaghosen und Schlaghosen immerhin noch drei bis vier Jahrzehnte. Melodische aber kalte elektronische Musik, sinnlose kurze Texte, markante Stimme – zwischen ihrem ersten und zweiten Auftreten vergingen knapp 15 Jahre. Die Wehen kommen in immer kürzeren Abständen. Die Mitmacher der ersten Runde sind beim Recycling der Mode immernoch juristisch Jugendliche. Haben eure Eltern nicht irgendwas Peinliches gemacht, das man aus der Mottenkiste holen kann?

Ich habe mich sofort an »What ist Love« von Haddaway erinnert. Und ich habe es mir zum ersten Mal selbst gekauft. Noch ein Musterbeispiel: »Hold on« von Loft. Das will ich, glaube ich, als Klingelton benutzen. Ich habe es gerade erst entdeckt, als ich alte gerippte Musik auf meiner Festplatte durchsucht habe, die keine id3-Tags abbekommen hat. Ich bin ein dankbarer Nutzer des o2 Music Spy, einem Computer, dem man am Telefon Musik vorspielen kann und er schickt einem per SMS den Titel des Songs, den man nicht namentlich kennt.

Auch sehr cool, diese Woche erst gekauft und wieder gehört und zum ersten Mal den Text verstanden: »Fred come to Bed« von E-Rotic. Leichtfüßiger und weniger düster als die anderen Techno-Schlager, dafür aber eine Sängerin mit Allerweltsstimme. Verhältnismäßig viel Text und richtige Handlung in den Lyrics („Come to bed ’cause my Max had sex with a sexy ex“) und, für mich diese Woche der Sieger in der Kategorie Beste Liedzeile ever:

I tell you Fred
come into my bed
if you don’t
I will call up Fritz“

Und zum Schluss darf ich nicht vergessen, noch die eine CD zu erwähnen, die ich mir in jener Phase meines Lebens gekauft habe: Rednex’ Volkslied-Cover »Cotton Eye Joe« ist der einzig wahre Höhepunkt der ersten Techno-Ära: Ohrwurm, lustig, gut.

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Frühling ruft gar aufdringlich: »Wähl mich! Wähl mich! Wähl mich! Mich!«


Kunst-Stück des Monats

Junges Freiburg

Junges Freiburg (Künstlerkollektiv):/ »Wahlplakat«./ Freiburg, 2009/ Vier Farben und Tapetenleim auf Spanplatte/ Zu sehen in Freiburg noch bis 7. Juni (Open Air)

 

Jetzt prangen sie wieder allüberall: Die Plakate zur Wahl. Weiterlesen

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