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Ich habe in Oberbayern Kaffee angebaut und gerade die erste Ernte eingefahren

Die deutsche Kaffeesteuer beträgt für Röstkaffee 2,19 Euro je Kilogramm und wird fällig, wenn man Röstkaffee herstellt. Jetzt geht mir die Frage nicht aus dem Kopf, ob ich in meiner Steuererklärung angeben muss, wenn ich in meiner Bratpfanne Kaffee röste. Noch ist es allerdings nicht so weit.

Ich besitze eine Kaffeepflanze – Sorte Coffea arabica – und sie steht an einem Südfenster im Wohnzimmer. Vor vielleicht fünf, sechs Jahren habe ich sie in einem Supermarkt gekauft. Tagträumereien, in denen ich eines Tages meinen eigenen Kaffee ernte, haben sich schnell zerschlagen: Beim Rumlesen lernte ich, dass Deutschland meiner Staude viel zu wenig Sonnenstunden zu bieten hat. Ohne Licht keine Blüte keine Frucht. Noch dazu ging es ihr anfangs nicht besonders gut. Ich muss die Pflanze zu viel gegossen haben. Zwischendurch war sie mickrig und kahl und dem Tode näher als dem blühenden Leben.

Im Juni des letzten Jahres hat sie dann auf einmal geblüht.

Unscheinbare, kleine weiße Kaffeeblüte
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Eingeordnet unter 06 Martin Josts Kulturkonsum, 18 Innsider, Blog-Exklusiv, Durchfuttern, Link in Bio, Martin schnabuliert, schaufenster1, Selbstversuchung

Link macchiato – FrühstückslektüreMeine Morgenlatte (Foto). War sehr heiß. on Twitpic

Es ist Sonnabendfrüh. Die Zeitung ist schon alle, aber Kaffee ist noch da. Höchste Zeit, das Internet anzuwerfen und zu hoffen, dass sich dort drin noch was zu lesen findet. – Eine gute, altmodische Linksammlung für deine Frühstückslektüre.

Linksammlung für den 25. Mai 2013


Schaum

Wir wissen jetzt, wie die Mutter aus «How I met your Mother» aussieht. Und CBS macht sogar eine Hashtagkampagne aus #wemetthemother. • serienjunkies.de


Schamhafte Dinosaurier: „Niemand darf je hiervon erfahren.“The Perry Bible Fellowship

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von | 25. Mai 2013 · 08:56

Morgenlatte – Frühstückslektüre

Meine Morgenlatte (Foto). War sehr heiß. on Twitpic

Es ist Sonnabendfrüh. Die Zeitung ist schon alle, aber Kaffee ist noch da. Höchste Zeit, das Internet anzuwerfen und zu hoffen, dass sich dort drin noch was zu lesen findet. – Eine gute, altmodische Linksammlung für deine Frühstückslektüre.

Linksammlung für den 18. Mai 2013


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von | 18. Mai 2013 · 09:00

Nachtschicht – oder: Das kleine Aufschieben

Selbstversuch: Wie man sein Studium beendet (2)

Freiburg • martinJost.eu

Pfingstmontag

Das geht ja gut los: Freitag, spätestens Samstagmorgen wollte ich Folge Zwei meines Selbstversuchs über das Entkommen aus der Prokrastination fertig haben. Es wird Montagnacht werden, also zweieinhalb Tage später als geplant. Mit dem kleinen Essay, den ich meinem Endlich-was-fürs-Studium-machen-Blog eigentlich voranstellen wollte, bin ich auch nicht fertig geworden.

Das war so: Am Donnerstagabend fiel meine Stresskurve rapide ab. Freitag und Samstag habe ich durch absurd exzessives Langschlafen Schlaf nachgeholt. Aber ich war auch auf Geburtstagsfeiern. Dann Sonntag. Sonntag mache ich aus Prinzip nichts.

Das hätte auch funktionieren können: „Ich lese noch, bis die Kerze alle ist, und dann mache ich mich an die Arbeit.“

Heute ist Feiertag und damit so eine Art Sonntag, also mache ich heute eigentlich auch nichts. Außer Kultur konsumieren: Ich habe an diesem langen Wochenende endlich mal wieder am Stück Filme auf DVD geschaut (in Videoabenden und daheim), was auf lange Sicht unabdingbar ist für mein Seelenheil. Ich habe philosophische Videopodcasts geschaut. Und meine Festplatte von ihrer dysfunktionalen Überfüllung befreit.

Ich habe auch gelesen. Wobei ich zutreffender sagen sollte: durch Bücher gezappt. Ich habe im Moment große Lust auf Lesen, aber nicht die Geduld für ein einzelnes Buch. Ich bemühe mich, wenigstens bis zum Ende des jeweiligen Kapitels bei einem zu bleiben, aber dann schlage ich schon ein anderes auf. Die meiste Strecke (seitenmäßig) habe ich in diesen dreien absolviert: Weiterlesen

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Sturm atmen (08)

Sturm atmen –

Die Freiwehr-Soap

Folge 08

Von Martin Jost

Was bisher geschah: Nick hat Besuch. Paul benimmt sich nicht gut.

Spezial Kakao.

Spezial Kakao.

Paul: Könnte ich was zu Trinken haben, bitte?

Nick: Ja. Was?

Paul: Einen Kaffee oder so?

Nick: Okay.

Paul: Was ist das?

Nick: Was?

Paul: Die Dose? Ist das auch Kaffee?

Nick: Das ist Kakao.

Paul: Achso. Hast du Kakao getrunken?

Nick: Manchmal. Wollen Sie lieber Kakao?

Paul: Nein danke. Kaffee.

Nick: Ich mag Kakao.

Paul: Mach dir ruhig einen, du musst nicht Kaffee trinken wegen mir.

Nick: Doch ist gut. Stark.

Paul: Ich mag ihn auch stark.

Nick: Wie haben Sie und meine Mutter sich kennen gelernt?

Paul: Bei einer Vernissage. Ich hatte eine Ausstellung.

Nick: Und sie ist gekommen?

Um sich Bilder anzukucken?

Paul: Naja und Objekte, Radierungen und so. Collagen auch.

Nick: Warum war sie da?

Paul: Was meinst du?

Nick: ich meine, ich wusste nicht, dass sie in Ausstellungen geht.

Paul: Sie hat gesagt, es sei auch nur so eine Phase von ihr. Dass sie Inspirationen suche.

Nick: Für ihre Drehbücher?

Paul: Irgendwie hatte sie beschlossen, dass sie sich Kunst ankucken wollte hier und da.

Nick: Wie lange ist das her?

Paul: Puh. Schwer. Mehr als ein Jahr, aber keine zwei. Nein, nichtmal anderthalb.

Nick: Sie hat mehr als ein Jahr einen Freund und hat mir noch nichts von Ihnen erzählt?

Alle Folgen von »Sturm atmen«.

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Die Olle

»Gedrucktes« von Martin Jost

»Gedrucktes« von Martin Jost

Weimar

Die Olle

von Martin Jost

BerlZ

Berliner Zeitung vom 20. Oktober 2000 (Nr. 245).

Man ist nicht undankbar hier zu Stadte, dass den 60000 Einwohnern endlich ein Kino gebaut wurde. Und doch fehlt etwas.

Weimar wurde stets durch unterhaltsame Inventarstücke im Stadtbild belebt: Hüppmarie, Walter der Trinker – und das Original schlechthin. Sie wurde »die Olle« genannt oder »Ich hab da ma’ ne Faache…«, getreu ihrem eigenen Werbespruch, an den sich immer ein individuelles Verkaufsgespräch anschloss. Sie konnte nicht jünger als achtzig gewesen sein. Ein rosenstrauchartiger Bart ragte aus ihrem Gesicht. Sie lief durch die Fußgängerzone und offerierte „Äppel, Börnen, Feilschen, Dulben, Blümschen, Osterkloggen, Tschwetschen“. Die Olle zeichnete sich aus durch einen enthusiastischen Geschäftssinn und bot auch in Cafés ihre Ware an. Bis sie rausflog.

Touristen waren fast die Einzigen, die keinen großen Bogen um die kleine Händlerin schlugen. Nur ein paar Leute hatten Mitleid mit der Frau in dem verwaschenen Steppmantel (bei Temperaturen von minus 25°C bis plus 29,9°C) oder dem rosa Schultütenkleid (ab 30°C) und gaben ihr ihre fünf Mark oder mehr, verweigerten aber die Mitführung der Ware. Das Obst lag in einer dunklen, schmutzigen zweirädrigen Tasche, und so holte es mit Händen heraus, in die sie sich zuvor geschnäuzt hatte. So faulig die süßen Mirabellen, so trocken waren die Blütenpflanzen.

„Du blöde Sau!“, „Du altes Schwein!“, „Fresssack!“ oder einfach „Du Arschloch!“ sagte sie zu den Schmähern ihrer Früchte und steckte die fünf Mark ein. Auch kleine Kinder, die ihre Füßchen wohlgezielt und mit Schwung auf der Straßenhändlerin Hinterteil platzierten, wurden so beschimpft. Das war dann ein Ereignis, vor allem für die Fremden. Mittags setzte sie sich auf eine Bank und verzehrte ihre Käsebemme. Wenn sie in diesem verwundbaren Zustand von gemeinen Kindern erspäht und belästigt wurde, konnte sie nicht zurücktreten.

Mindestens acht Stunden täglich war sie im Stadtzentrum auf den Beinen. Das machte sie zum Mythos. Man fragte sich, woher sie kam. Bürger folgten ihr abends über die Landstraße zu ihrem Dorf, um es herauszufinden.

Ihr Mann sei gestorben und nun bringe sie sich mit dem Ertrag ihres Gartens durch, versuchten die einen ihre Beweggründe zu erklären. Ihr Sohn schlage sie, wenn sie nicht jeden Abend Obst in Geld umgewandelt habe, sagten andere. Sie mache das für verschiedene Bauern und erhalte für das abgelieferte Geld eine Tasse Kaffee, sagte sie selbst einmal, und einer glaubte ihr.

Nun ist sie weg. Vielleicht, weil die Verwaltung ihr Innenstadtverbot auferlegt hat, vielleicht, weil sie gestorben ist. So unlieb einem die Vorstellung auch ist, aus heiterem Himmel wieder von ihr angesprochen zu werden – sie fehlt.

Dieser Text in der Fassung des journal d’ami.

Berlin. (berlz/mjeu/majo) Mein Text über ein Weimarer Original wurde 2000 zuerst in der Berliner Zeitung abgedruckt. Der zuständige Redakteur Martin Z. Schröder trieb mich zu starkem Redigieren an, so dass diese Fassung des Textes mit Sicherheit die kompakteste und prägnanteste ist – gleichzeitig ist es aber nicht meine Lieblingsfassung. Die Längen, die er entbehrt, enthalten viele Eigenheiten meines Schreibstils und ich mag daher zum Beispiel die Fassung aus dem ▲journal d’ami lieber – ohne, dass die perfekter wäre.

In der nächsten Woche in Gedrucktes: Eine weitere, leicht veränderte Fassung dieses Textes, die in der Thüringischen Landeszeitung (TLZ) erschien.

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