Durchfuttern. (Eine Geschmackskritik.)
Freiburg. (mjeu/majo)• Die Gastronomen-Unsitte, einem ohne einen Hinweis auf den Preis Extra-Leistungen oder -Produkte unterzujubeln, greift in letzter Zeit verstärkt um sich.
Klassisch ist schon die Frage im Burger King: »Möchten Sie das maxi machen?« Gemeint ist, möchte man für 50 Cent mehr oder so ein größeres Getränk oder größere Pommes im Menü bekommen. Okay, dass man für das Mehr an Produkt mehr zahlen wird, kann man sich noch denken. Fieser ist da aber ganz sicher die Frage am Starbucks-Schalter: »Darf’s ein Extra-Shot Espresso sein?« Eine extra Espresso-Einheit im Cappucino oder Latte Macchiato kostet 50 Cent mehr. Als Kunde kann man die Frage aber als höfliches Angebot einer Variation verstehen, ohne Preisunterschied: Der Logik zufolge kauft man ja nicht mehr Produkt, sondern der Kaffeebecher bleibt gleich groß. Es verändern sich bloß die Anteile von Kaffeekonzentrat zu Milch und Milchschaum. Mancher mag seinen Kaffee eben stärker, mancher weniger stark. Hier nicht dazu zu sagen, dass die zugunsten des Espressos stärkere Mischung extra kostet, ist schon fies.
Da lobe ich mir das Resi in Weimar (eigentlich: »Residenz-Café«). So ein Urgestein von Café, in das wirklich die ganze Stadt geht, hat Freiburg gar nicht. Hier verteilt es sich auf mindestens eine Kultkneipe pro Stadtteil. Im Resi jedenfalls wird seit Jahren eine Service-Pauschale von 50 Pfennig bzw. 25 Cent für jedes Glas Leitungswasser erhoben, wenn man es auch gegen Durst zum Kaffee dazu bestellt. Man kommt meistens erst mit der Rechnung dahinter; aber bei meinem letzten Besuch um Ostern wurde ich zum ersten Mal darauf hingewiesen, dass das Glas Leitungswasser extra koste.
Für Leitungswasser Geld zu nehmen ist jeden Lokales gutes Recht, aber das Resi ist bisher das einzige, das ich kenne und das diese Praxis umsetzt. Vielleicht ahne ich sogar, was die Unternehmer dazu bewegt hat: Ins Resi geht, wie gesagt, jeder – ob Tourist, Schauspieler, Prof oder Schüler. Mit 16 entdecken die meisten Schüler das Rumhängen in Cafés. Als meine Freunde und ich damit anfingen, waren wir meistens knapp bei Kasse. Das sah dann so aus: Fünf Mann besetzen einen Tisch mit Sofa, einer bestellt einen Kiba und hält sich fünf Stunden daran fest, die anderen nehmen je ein Glas Leitungswasser. Wenn die Bedienung fragt, heißt es: »Bei uns ist noch alles okay, danke.« Fünf Stunden Miese. Da ist es doch logisch, sich wenigstens die Auslagen für das Füllen, Servieren und Reinigen des Wasserglases erstatten zu lassen.