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Der Woche (5)

Bis vor kurzem hätten wir noch über uns gesagt, dass wir nicht besonders E-Book-gefährdet sind und dann ging es doch ganz schnell und jetzt gehen wir nicht mehr ohne unseren neuen E-Reader aus dem Haus. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir uns vom gedruckten Buch ein für alle Mal verabschiedet hätten. Abgesehen von Büchern, die wir ausdrücklich ihrer Buchigkeit wegen kaufen (Bildbände, Graphic Novels, Comics, Antiquarisches, Bibliophiles …) gibt es für uns vorerst diese eine rote Linie: Wir kaufen keine E-Books mit Kopierschutz. Das schließt viele Titel aus dem englischsprachigen Buchmarkt aus. Dort ist Adobe DRM beinahe die Regel, während die meisten deutschen Bücher kopierschutzfrei sind und nur ein digitales Wasserzeichen enthalten. So veranschaulichen E-Books uns etwas, das natürlich auch schon für Papier-Bücher galt, wovon aber die Alltagsleser*innen unbehelligt blieben: Die Einsicht, dass uns ein Buch nicht ‚gehört‘, nur weil wir ein Exemplar gekauft haben. Wir Bücherkäufer sind Software-Nutzer. Das heißt, wir bezahlen für eine Lizenz, und zwar die Lizenz, den Inhalt des Buches zur Kenntnis zu nehmen und privat zu genießen. Nachdrucken oder einscannen und ins Internet stellen durften wir ein Buch auch früher nicht, aber da wäre auch der Aufwand unverhältnismäßig gewesen. Digitale Bücher würden es uns dagegen leichtmachen, deswegen erschweren sie uns künstlich die unerlaubte Nutzung. Ein E-Book mit Wasserzeichen können wir im Rahmen des Urheberrechts immerhin noch in der Familie weitergeben oder einem Freund leihen. Aber was haben wir denn noch zu verleihen? Die Abwesenheit eines haptischen Buches („Hier, Achtung, ist ganz schön schwer!“) macht die Geste, jemandem ein Buch zu leihen, ganz klein. Das trifft übrigens auf Vieles zu, was man sich heutzutage empfiehlt: Die Trennung von Tipp und Artefakt. Ein Grund mehr, warum wir weiter gedruckte Bücher kaufen werden.


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Erstklassiges Sortiment

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„Welche Antwort braucht dieses Land?“

Mein Vorschlag für ein Debattierclub-Logo in der Schule
Alle Zwischenrufe der letzten Bundestagsdebatte vor der Sommerpause am 4. Juli 2014. Komplett aus dem Zusammenhang gerissen:
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Volker Kauder: Mindestlohn!

Rudolf Henke: Das ist doch gar nicht wahr!

Sabine Weiss: Das ist ja ganz neu!

Maria Klein-Schmeink: Aber klein!

Maria Klein-Schmeink: Das wollen wir nicht! – Pia Zimmermann: Dann müssen Sie auch etwas tun!

Pia Zimmermann: Das stimmt!

Pia Zimmermann: Dafür machen Sie aber ganz schön wenig!

Jens Spahn: Doch, doch! Weiterlesen

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Europa-Misstrauen, intellektuellig

Freiburg • martinJost.eu


Schriftsteller, Lyriker und Querulant Hans Magnus Enzensberger hat mit «Sanftes Monster Brüssel» einen Essay geschrieben, der irgendwo zwischen Unionslandeskunde, Beamtensatire und Polemik angesiedelt ist. Dem Geruch nach will er vor allem eins: in der Schule gelesen werden.

United Federation of Planets Parliament

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Junges Freiburg debattiert für Olympia

Du bist Junges Freiburg!

Freiburg. (mjeu/majo)• »Soll das Stadttheater als Fernsehstudio verkauft werden, um Freiburg Geld einzubringen?« – Eine schwierige Frage, die Meinungsverschiedenheiten provoziert.

Tom hält eine Rede über Reden halten

Tom hält eine Rede über Reden halten

Es ist natürlich kein realistisches Thema der aktuellen Kommunalpolitik. Aber es war das Thema, das Jan und Sabeth beim Rhetoriktraining von Junges Freiburg letzten Mittwoch zogen.

Bei der Übung »Podiumsdiskussion« entscheidet das Werfen einer Münze, wer sich für die willkürliche Forderung ausspricht und wer die Contra-Position verteidigt. Keiner der Disputanten soll einen Wissensvorteil haben, darum wird kein Thema der echten Tagespolitik benutzt und fünf Minuten müssen zur Vorbereitung reichen. Argumente (wie »mehr Arbeitsplätze durch Late-Night-Shows und Tatort« versus »Schulvorstellungen und Pflege von Klassikern«) sind austauschbar, Pro oder Contra ist egal – was zählt, sind Körpersprache, Flexibilität, genaues Zuhören und Schlagfertigkeit.

Sabeth und Jan schlagen sich grandios, neben viel positiver Rückmeldung bekommen sie von den Zuschauern und Martin, der die Übung vorbereitet hatte, aber auch Tipps und Schliffe empfohlen, mit denen sie ihren Auftritt aufbessern können.

Viel hatten sie schon gelernt zu diesem Zeitpunkt. Simone hatte durch eine praktische Einheit geführt, die die Aussprache klarer macht und die Muskeln trainiert, mit denen wir unsere Stimme klar und laut machen. Geübt wurde im Stehen, alle gleichzeitig müssen ihr Gesicht verziehen und Stimmbandgymnastik machen. Alle gleichzeitig, damit sich keiner doofer vorkommt als die anderen vom Grimassenschneiden und Blubbergrunzen.

In der Mitte des abendlichen Seminars trug Tom vor, was er über Gesprächsführung und rhetorische Taktik recherchiert hatte. Friedemann Schulz von Thun mit seinem Standardwerk »Miteinander Reden« kam ebenso zu Wort wie nondirektive Gesprächsführung geübt wurde und Selbstverteidigung gegen Totschlagargumente und Wortverdreher.

Das Rhetoriktraining kam so gut an, dass Simone, Tom und Martin überlegen, sich als selbstständige Dozenten zu versuchen unter dem Namen SAP™ Consulting (das steht für »Simone Ariane Pflaum, Tom & Martin«).

Nee, ist natürlich bloß Quatsch. Aber Rhetoriktraining und andere Abende, an denen man was lernen kann, gibt es bei Junges Freiburg öfter. Die gegenseitige Qualifikation, bei der jeder mit den anderen teilt, was er am besten kann, hat eine lange Tradition in der Wählervereinigung. Und im Wahlkampf, wo sich viele Mitglieder und Kandidaten zum ersten Mal auf einem Podium oder vor großem Publikum wieder finden, konnten sie das Training in Sprech- und Redekunst gut gebrauchen.

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