Ich arbeite in einem Büro im Münchner Kulturzentrum Gasteig und im Flügel der Philharmonie nebenan findet heute die Trauerfeier für Hans-Jochen Vogel statt. Ich habe Hans-Jochen Vogel nicht gekannt, aber ich kann doch eine Geschichte erzählen, die mich mit ihm verbindet: Vor gut drei Jahren haben wir telefoniert. Meine Begegnung über Draht bestätigt das Bild, das viele Nachrufe von ihm gezeichnet haben: von einem, der die Dinge kompromisslos gründlich bis ins Detail angeht.
WeiterlesenSchlagwort-Archive: SPD
R.I.P. Hans-Jochen Vogel
Eingeordnet unter 08 Drahtbildberichterstattung, Bayern, Blog-Exklusiv, D-Land, Geschichtenonkel, Kulturgeschichte der Neunziger, München
Null Toleranz für gleichnamige Säule
Freiburg. (mjeu/majo) Gestern Abend ging die Freiburger »Säule der Toleranz« in Betrieb, die Nutzer des Augustinerplatzes an das Verbot »Musikalischer Darbietungen« erinnern soll, indem sie rot wird. Es handelt sich um eine viereckige Konstruktion und damit technisch um einen Pfeiler und keine Säule. Aus milchigem Glas dringt farbiges Licht. Die meiste Zeit des Tages soll der Pfeiler bunt sein. Um 22:00 Uhr wird er ganz grün und vom unteren Rand her steigt Rot auf, das um 23:00 Uhr den ganzen Pfeiler ausmacht. Die Augustinernutzer verabscheuend die Säule und werden, je nach Besäufnisgrad, auch gegen sie handgreiflich. Weiterlesen
Wir waren zuerst orange
Freiburg. (mjeu/majo) Orange ist die Farbe der Jugendbeteiligung. Engagierte Jugendliche aus ganz Deutschland einigten sich darauf vor fünf Jahren auf einem von der Servicestelle Jugendbeteiligung in Berlin aufgezogenen Kongress.
Junges Freiburg ist schon seit 1998 orange. Wir wussten: Für Öffentlichkeitsarbeit und für einen Wahlkampf, in dem man Faltblätter und Broschüren an die Freiburger verteilt, die man von sich überzeugen will, braucht man ein Logo und eine Farbe und eine eigene Schriftart und einen bestimmten, wiedererkennbaren Stil – kurz, ein Corporate Design.
Die Macher von 1998 gingen alle Parteien durch, die es schon gab. Die SPD benutzte immer Rot. Die FDP kam gelb daher. Die Grünen logischerweise pink. (Nee, Quatsch. Also grün.) Die CDU benutzte nicht das Schwarz, mit dem sie immer identifiziert wird, sondern so ein bayerisches Blau. Die Freien Wähler sind auch irgendwie blau. Und die Frauenliste war lila.
Viele Farben blieben also nicht übrig, Junges Freiburg entschied sich für Orange. Orange ist voll Energie und leuchtet, also eine toll jugendliche und Aufräum-Farbe. So lange vor der »orangenen Revolution« in der Ukraine gab es noch keine starken politischen Assoziationen mit der Farbe Orange, außer vielleicht »Holland«.
Ab 2004 gab es dann in der CDU plötzlich einige Farbverschiebungen bundesweit. In der Kommunalwahl benutzte die Partei eigentlich alle Farben – auf den Kopf-Plakaten ihrer Liste alle möglichen verschiedenen. So trat die CDU dann auch hier und da orange auf. Leicht mit Junges Freiburg zu verwechseln waren die aber zum Glück trotzdem nicht, wir wir waren mit unserem Taschengeldwahlkampf weit davon entfernt, uns Plakate mit Fotos von all unseren Kandidaten leisten zu können. Unser erster Einfall war, große Ausdrucke unserer Internetadresse auf orange gefärbtem Papier auf Pappe zu kleben und an die Laternenmaste zu hängen. Die Idee war natürlich, dass Leute unsere Internetadresse aufschlagen und sich alle nötigen Informationen im Netz besorgen. Sparsame Idee, blöde Idee. Wir hatten noch nicht alle »Plakate« aus farbigem Kopierpapier aufgehängt, da hatte der Regen schon die ersten auf den Boden gewaschen. Merke: Sparen ist gut, solange du nicht am Leim sparst.
Wir kratzten noch ein wenig Geld zusammen („Mami, kann ich ein bisschen Geld bekommen?“ – „Willst du dir ein Eis kaufen?“ – „Nein, Wahlplakate drucken.“) und entschieden uns doch für Poster aus der Druckerei. Zweifarbig, Schwarz und orange, ein einziges Design et voilá, der Wiedererkennungseffekt war gewaltig, so dünn unsere Plakate auch verteilt waren. Unsere Poster zeigten eben keine Gesichter im Stil von schlechten Passfotos. Unsere Plakate bildeten einen Stimmzettel ab, der für jede Partei das Durchschnittsalter der Liste vermerkte. – Jugend als Argument. Das war ganz sicher nicht sehr tief und vor allem sagte es ja noch nicht viel über unsere Politik aus. Aber wo darf man den bitte plakativ sein, wenn nicht auf Plakaten. Der gründlichste Plakatleser lässt es die zwanzig Sekunden auf sich wirken, die er an der Ampel steht.
Das Argument »jugendlich« zog schließlich so gut, dass auch unsere Konkurrenten es sich zu eigen machten. Ich trat bei einer Podiumsdiskussion des Stadtjugendrings im Katholischen Lehrlingswohnheim in der Kartäuserstraße auf und der Disputant von der FDP neben mir sagte: „Wir treten mit der zweitjüngsten Liste zur Gemeinderatswahl an.“ – Der Abstand zu Junges Freiburg betrug gute 20 Jahre.
• Die offizielle Website von Junges Freiburg.
Eingeordnet unter 03 Martins Meinung (MI), 07 Sonntags, Du bist Junges Freiburg!
EU-Vorwahlen: SPD kackt ab
Freiburg-Jazzhaus. (mjeu/majo) Die Grünen haben mal wieder alle anderen Parteien abgezogen. Die Linke konnte ein bisschen was durch gute Rhetorik gut machen; und die FDP hat einen deprimierenden Stimmenverlust bei der Europa-Wahl eingefahren.
Keine Angst, du hast die richtige Europa-Wahl noch nicht verpasst! Die ist, genau wie die Kommunalwahl, erst am 7. Juni. Am 13. Mai konnten die Freiburger im Jazzhaus aber schon mal vorwählen.
Die Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) veranstalteten zusammen mit Junges Freiburg eine Podiumsdiskussion, auf der die EU-Kandidaten aus der Region miteinander debattierten. Wenn Junges Freiburg als Veranstalter bei einer Podi mitmischt, wird aber nicht nur schnarchig diskutiert und das Publikum darf am Schluss vielleicht ein paar Fragen stellen, sondern es gibt traditionell eine Vorher-Nachher-Wahl: Alle Besucher erhalten Stimmzettel für eine Abstimmung im Voraus und einen, auf dem sie ausdrücken können, ob die Präsentation der Disputanten auf dem Podium für sie etwas geändert hat.
Die Grünen haben am 13. Mai im Jazzhaus deutlich zugelegt, während die SPD von rund 32 auf rund 12 Prozent fiel. Das muss weh tun. Nicht gleich zwei Drittel, aber die Hälfte verlor die FDP an Zustimmung während der rund zweistündigen Diskussion. Die CDU konnte neben den Grünen noch viel zulegen, die Linke ein bisschen.
Repräsentativ war die Wahl der rund 180 Jazzhaus-Besucher selbstverständlich nicht. Aber alle im Publikum waren 18 Jahre und europäische Staatsbürger – wenn auch die französische Austauschklasse, die zu Gast war, letztendlich nicht zwischen deutschen Parteien die Wahl haben wird.
Mehr als drei Viertel des Publikums war übrigens unter 27, also nach offizieller Sprachregelung jugendlich. Von Politikverdrossenheit unter jungen Menschen kann also – und Jugendliche wissen das selbst am besten – keine Rede sein.
Die EU-Wahl-Podi auf fudder.de
Dieser Artikel erscheint auch auf orangenfalter.de, dem offiziellen Junges-Freiburg-Blog.
Podiumsdiskussion aus der Sicht eines Disputanten: Die Ochsentour.
Eingeordnet unter 03 Martins Meinung (MI), 07 Sonntags, Du bist Junges Freiburg!