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„Sie wissen doch genau, warum wir so ein Theater machen“

Donnerstag

Regionalbahn aus Staufen nach Freiburg. Zwei Bundespolizisten laufen durch den Wagen und suchen sich jemanden zum Kontrollieren aus. Neue Taktik: Sie steuern nicht auf die am ausländischsten aussehende Person im Wagen zu, sondern bitten einen Mann, der ganz unscheinbar aussieht, um seinen Ausweis. Weiterlesen

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Warum denn Frust schieben?

»Wir spielen Amtskette« in der Kolumne
des Magazins «Forum»

Freiburg/Saarbrücken • martinJost.eu

Seite Kolumne aus dem Magazin Forum

Forum • Nr. 20, 13. Mai 2011

Das Spiel geht so: Man hebe den Telefonhörer ab und wähle die Nummer eines Amtes in der Stadtverwaltung. Ohne, dass man direkt darum bitten darf, lasse man sich nun so oft von einem Beamten zum anderen durchstellen, wie möglich – denn nur dafür gibt es Punkte. Die besten Chancen hat man mit einer möglichst abstrusen Anfrage. Weiterlesen

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Telefonnummer selber wählen ist Schmu

Martin Jost hätte da Tipps für lustige Bürospiele

WE/FR. (mjeu) Hat dir lange keiner was vorgelesen? Klicke hier, dann lese ich dir meine Glosse »Wir spielen Amtskette« aus der Berliner Zeitung vor.

Die Glosse lesen kannst du hier. Weiterlesen

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Übern Wintern

Das «Infinite Jest»-Logbuch (3)

Mit Exkursen zu «Wonder Boys», Postmoderne und «Frühlings Erwachen»

0027<|>1052. Kapitel 2. Nacht dunkel; plötzliche Kühle; Schwache Böen und Regenschauer; übrige Weinseligkeit.

Was ich mal

Was ich mal wissen möchte: Woher kommt die Fixation auf das Motiv Wolken in den ganzen englischen Publikationen von und um «Infinite Jest?»

Ein Drogensüchtiger richtet sich zu Hause für Tage langen Rausch ein. Er hat an alles gedacht (das macht die Erfahrung). Alles, was noch fehlt, ist die Dealerin. Weiterlesen

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Wir spielen Amtskette

Gedrucktes

Gedrucktes

von Martin Jost

Ich habe ein neues Spiel im Sinn, das Moorhuhn und Stiftedrehen als Bürosport ablösen könnte. Der ganze Gleitzeitstandort Deutschland wird bald verrückt sein nach „Amtskette“.

Berliner Zeitung vom 2. September 2009

Berliner Zeitung vom 2. September 2009

Ziel von Amtskette ist, sich am Telefon ohne aufzulegen mit einer Reihe Beamter verbinden zu lassen. Zwischendurch selbst eine Nummer zu wählen ist Schmu.

Die Vorteile des Spiels liegen auf der Hand: Es ist die perfekte Verbindung von Glück und weichen Kompetenzen wie einem persistenten Charakter. Weil die Stadtverwaltungen über die Festnetz-Flat erreichbar sind, kann keine Firma was dagegen haben. Und für den Chef im Büro ist nicht zu unterscheiden, ob man dienstlich telefoniert oder bloß spielt, um seinen Freunden den neuen Rekord mailen zu können. Der einzige Nachteil des Spiels ist, dass es nur werktags bis zwölf geht.

Gewinner ist, wer die meisten Punkte hat. Einen Punkt gibt es für einen „Verwaltungsakt“, also eine Weiterverbindung zu einem Beamten oder Sachbearbeiter. Ein zweites Mal zum gleichen Menschen durchgestellt werden gibt einen halben Punkt. Das heißt „Wiedervorlage“. Verbunden werden, klingeln und von der Telefonanlage wieder zurück geprellt werden, weil der Kollege gerade im Haus unterwegs ist, gibt natürlich keinen Punkt.

Und so wird’s gemacht: Denken Sie sich eine gute Frage aus, über die es wahrscheinlich keine Durchführungsverordnung oder gar ein Gesetz gibt. Das ist die „magische Frage“. Ein Beispiel für eine sehr gute magische Frage, mit der ich selbst schon weit gekommen bin (achteinhalb Punkte), ist: „Ich möchte im Küchenfenster einen Blumenkasten anbringen. Zur Straße hin. Ist das wirklich verboten? Ich habe gehört, das dürfe man nicht wegen dieser Orkane oder wegen des Denkmalschutzes.“ Es ist eigentlich egal, wo Sie zuerst anrufen. Für die Frage wird sich niemand kompetent fühlen oder auch nur zuständig. Ihr vorauseilender Gehorsam ist niemandem verdächtig. Das Friedhofs- und Grünflächenamt wird Sie an das Amt für öffentliche Ordnung verweisen, das Amt für öffentliche Ordnung wird Sie an das Bauordnungsamt durchstellen, das Bauordnungsamt wird Sie mit der Stadtbau verbinden, aber die Stadtbaubelegschaft ist zu Tisch, also landen Sie wieder beim Bauordnungsamt und diesmal verbinden die Sie mit der Bezirkstiefbau oder mit dem Denkmalschutz.

Lassen Sie sich keine Durchwahl zum Aufschreiben durchgeben, sonst haben Sie schon verloren. Sie haben „leider gerade nichts zum Schreiben“ und rangieren außerdem nebenbei eine Lokomotive. Betonen Sie immer die Dringlichkeit Ihres Anliegens. Nein, Sie können nicht noch mal anrufen, wenn die Kollegin wieder gesund ist. Der Sommer ist ja schließlich bald vorbei und die japanischen Begonien kommen Donnerstag aus der Zoll-Quarantäne. Lassen Sie sich möglichst selten zurück verbinden, das gibt schließlich nur einen halben Punkt.

Aber vielleicht hat Ihr wiedervorgelegter Beamter ja zwischenzeitlich noch eine Idee, wer Ihnen Auskunft geben könnte? Wenn Sie einem Ansprechpartner sagen können: „Nein, mit dem habe ich vorhin schon mal telefoniert, das hat nichts gebracht, aber Sie klingen kompetent“, delegiert der so Gelobte Sie nun doppelt eifrig. Wenn Sie in einer Sackgasse aufgeschlagen sind und Ihrem Gesprächspartner wirklich keine Telefonnummer mehr einfällt, gehen Sie den Holzhammer-Ausweg und erfinden Sie eine Verordnung. Zum Beispiel die „Durchführungsverordnung zum Zivildienstgesetz über floristiknahe Tätigkeiten in kommunalen Dienststellen“ (DuZiFlotKod) von 1979 in der geänderten Fassung von 1993. Das andere Ende hat jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit gerade ein Computerproblem und stellt Sie mal lieber zum Auszubildenden durch. Der kann wenigstens Google.

Schwierige Querverbindungen geben übrigens Extrapunkte. Wenn Sie zum Beispiel vom Grünflächenamt in die Kfz-Zulassungsstelle kommen, haben Sie sich zwei Punkte verdient. Genauso für einen Link vom Nahverkehr in die Russische Botschaft. Eine Variation des Spiels wäre, wenn Ihre Mitspieler und Sie alle die gleiche magische Frage benutzen. Was meinen Sie, was in der Rathauskantine los ist, wenn ein Haufen Leute wegen der DuZiFlotKod angerufen hat? Oder spielen Sie doch zur Abwechslung auch gegen Freunde aus anderen Städten. Da wird Ihnen ein Stück weit klar, wo es sich zu wohnen lohnt.


Dieser Artikel erschien am 2. September 2009 in der «Berliner Zeitung».


Auch noch:

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