Das Virus spielt Halma

Halmamännchen Detail

Jetzt im Angebot: eine Metapher, die veranschaulicht, warum wir während #Corona das öffentliche Leben herunterfahren.

Wir haben in den letzten Wochen und Monaten viel über Pandemien gelernt. Zunächst widerwillig, aber seit wir uns mitten in einer befinden, immer eifriger.

Der Slogan zur Pandemie hieß von Anfang an: “Flatten the Curve” („Haltet die Kurve flach“). Die Ausbreitung von CoViD-19 lässt sich schon lange nicht mehr stoppen, die Viruserkrankung soll aber ausgebremst werden. Die Kurve ist die Darstellung der Zahl der Neuerkrankungen in einem Diagramm.

Ihr erinnert euch an die Apelle: Werden zu schnell zu viele Menschen auf einmal krank, könnte die Zahl derer das Gesundheitssystem überlasten, die sich gleichzeitig im Krankenhaus behandeln lassen müssen. Wenn sich das Virus langsamer ausbreitet, werden nicht unbedingt weniger Menschen krank, aber die Erkrankungen verteilen sich über einen längeren Zeitraum und die Kapazitäten des Gesundheitssystems reichen im besten Fall aus, um alle zu versorgen, die unter starken bis lebensgefährlichen Symptomen leiden.

“Flatten the Curve”: Lange nicht gehört. Gefühlt sind viele Menschen pandemiemüde und möchten gern glauben, dass mit der ersten Erkrankungswelle auch die Gefahr überstanden ist. Im Gegenteil ist Covid-19 aber zu einer umso gruseligeren Krankheit geworden, je mehr wir über die Symptome und die Spätfolgen erfahren. Und jede Ansammlung von mehr als einer Person ist eine Chance für das Corona-Virus auf eine Übertragung. Wir sind am ansteckendsten an dem Tag, bevor wir – wenn überhaupt – Symptome einer Erkrankung spüren. Ohne Treffen kann es nicht springen.

Das Virus steht im Stau

Ein gutes Bild für die Pandemie ist das Brettspiel Halma. Auch, wenn du die Spielregeln nicht genau kennst, weißt du vielleicht noch: Die beste und schnellste Art, deine Figuren fortzubewegen, ist, sie über andere Männchen springen zu lassen.

Eine gute Taktik nutzt Männchenansammlungen aus, um die eigenen Figuren schnell über das Spielfeld zu ziehen. Ein Sprung über eine Figur verlängert die Strecke, die ein Männchen bei einem Zug zurücklegen kann. Jede herumstehende Spielfigur wird so zu einer Brücke. Ohne Brücken-Männchen kann die Spieler*in, die am Zug ist, ihre Figuren nur viel langsamer bewegen.

Das neuartige Corona-Virus SarsCov-2 spielt mit uns Halma: Es springt von einem Wirt zum nächsten. Je mehr von uns auf dem Feld stehen, desto öfter kann es springen und desto schneller kommt es in einer Population voran.

Die beste Art, das Virus auszubremsen, ist also, nicht so viele zu sein und vor allem nicht alle an einem Fleck zu stehen.

Wir könnten natürlich warten, bis das von selbst eintritt. Wenn genug Individuen gestorben sind oder sich so krank fühlen, dass sie aus der Öffentlichkeit verschwinden, oder – Stichwort ‚Herdenimmunität‘ – ein gewisser Anteil der Bevölkerung immun ist, dann gehen dem Virus irgendwann die Wirte aus.

Oder, bessere Idee: Wir ziehen uns freiwillig aus dem öffentlichen Leben zurück, gehen nicht unnötig raus, bleiben größeren Menschenansammlungen fern, waschen uns die Hände und fassen uns weniger ins Gesicht. Sei schlau: Sei dem Virus kein Halma-Männchen zum Weiterspringen.

Noch ein Versuch einer Metapher: ‚Dunkle Materie‘, übertragen von der Kosmologie auf die Epidemiologie. Naja.


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