Die «Oscars» mitten in der Pandemie werden in einer kleinen Location gefeiert. Statt wie sonst 3.000 sind nur maximal 170 Gäste im Raum. Damit kehrt die Veranstaltung zu den allerersten Verleihungszeremonien zurück, die als Bankette in einem kleinen Ballsaal ausgerichtet wurden. Im Jahr 2021 spielt kein Orchester, sondern die Livemusik kommt von dem DJ Questlove. Auffällig ist, dass keine einzige Dankesrede ausgeblendet oder unterbrochen wird.
Eine Kritik des Bayerischen Rundfunks bemängelt, es fehle die Orchestermusik und die Dankesreden seien „endlos“ – wenn man sich diese Oscarverleihung spare, habe man nichts verpasst. Das ist elitär und zynisch.
Einerseits wertet es den live gemixten Hip-Hop gegenüber der Oberschichtenmusik mit Geigen ab. Zweitens verkennt es die Qualität vieler der Dankesreden. Sie enthalten bewegende Berichte über Schmerz, aber immer mit einer optimistischen Haltung. Einige Künstler thematisieren das Leid, das die Corona-Pandemie verursacht hat. Andere die längerfristigen Ursachen von Gewalt und Hass wie systemischen Rassismus oder die lebensfeindliche Klimakatastrophe. Der Däne Thomas Vinterberg, Gewinner in der Kategorie „Bester internationaler Film“, erzählt die tragische Geschichte eines ganz persönlichen Verlusts.
Nach den letzten Jahren endlich wieder gute «Oscars»
Die Oscars 2020 hatten noch in der Anfangsphase der Pandemie stattgefunden, aber bevor es Abstandsgebote oder Gesichtsmasken gab. Auf eine Moderation hatten sie im letzten Jahr kurzfristig verzichtet. Es gab zwar Live-Musik, aber das Abwürgen der Dankesreden nach einer Minute wurde konsequent und streng gehandhabt. Die Show vor einem Jahr entbehrte jedweden Charmes und hatte keine Atmosphäre.
2021 haben die Produzent*innen außerdem entschieden, dass die Nominierten grundsätzlich nicht mit eingespielten Ausschnitten aus ihren Filmen vorgestellt werden. Stattdessen erzählen die Laudator*innen biografische Details über jede und jeden Nominierten, während die Saalkamera uns ihre Gesichter zeigte. Ja, die Oscars 2021 waren einmalig divers und das ist ein Fortschritt für sich, aber vor allem waren sie intim und relevant.
The 93rd Oscars (2021)
ABC/Pro7; 187 min
Autor*innen: Amberia Allen; Dream Hampton; Jon Macks; Mitch Marchand; Richard Lagravenese; Rodney Barnes
Produktion: Jesse Collins; Stycey Sher; Steven Soderbergh
Regie: Glenn Weiss